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Mit FDP-Ministerin in JerusalemAbt soll Kreuz bei Gang zu Klagemauer verdecken

19.07.2023, 18:05 Uhr
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Der Geistliche Nikodemus Schnabel, hier auf einem Archivbild, begleitete Stark-Watzinger in der Altstadt von Jerusalem. (Foto: picture alliance / Stefanie Järkel/dpa)

Derzeit befindet sich Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger auf einer Reise in Israel. Dabei kommt es zu einem Eklat in der Jerusalemer Altstadt. Ein Abt, der sie begleitet, bekommt die Aufforderung, sein Kreuz abzunehmen. Später folgt eine Entschuldigung.

Bei einem Besuch von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger an der Klagemauer in Jerusalem hat eine Anweiserin den christlichen Begleiter der FDP-Politikerin gebeten, sein Kreuz zu verdecken, und damit für Empörung gesorgt. Die Mitarbeiterin habe damit Respekt für die Stätte und deren Besucher sicherstellen wollen, teilte die für die Klagemauer zuständige Stiftung auf Anfrage mit. Die Weigerung des deutschen Paters Nikodemus Schnabel, sein Kreuz zu verdecken, sei aber akzeptiert und der Zutritt zur Klagemauer gewährt worden. Es gebe dort auch keinerlei Regelungen für religiöse Symbole.

Ein Reporter des "Spiegel" hatte ein Video des Vorfalls auf Twitter veröffentlicht. Auf die Frage nach dem Ausgang der Diskussion schrieb er indessen in einem weiteren Tweet: "Abt Nikodemus Schnabel, die Ministerin und die Delegation haben das Gelände verlassen, die Tour war ohnehin an ihrem Ende angekommen. Das Kreuz hat der Abt nicht abgenommen."

Von der Stiftung hieß es zur Erklärung des Vorgangs, die Anweiserin habe auch "Unannehmlichkeiten" vorbeugen wollen, die in der Altstadt von Jerusalem jüngst vorgefallen seien. Welche damit genau gemeint waren, blieb unklar. Christen erfuhren allerdings zuletzt vor allem in Jerusalem vermehrt Anfeindungen und Übergriffe.

"Die Klagemauer ist für alle zugänglich"

"Es ist schmerzhaft zu erleben, wie das Klima in dieser wundervollen Stadt sich unter der neuen Regierung immer mehr zum Unguten verändert", schrieb Schnabel nach dem Vorfall auf Twitter. Er ist Abt der deutschsprachigen Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem. Das Deutsche Vertretungsbüro Ramallah teilt eigenen Angaben zufolge dessen Sorge "über den schwindenden Raum für einige Religionen" in Jerusalem. Die aktuelle israelische Regierung ist die am weitesten rechts stehende, die das Land je hatte.

"Wir entschuldigen uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten. Die Klagemauer ist für alle zugänglich", erklärte die für die Stätte zuständige Stiftung laut der israelischen Botschaft in Berlin in einer Mitteilung. Die israelische Nachrichtenseite ynet sprach von einer "Peinlichkeit für Israel". Demnach reichten die Deutschen nach dem Vorfall einen offiziellen Protest beim Außenministerium in Jerusalem ein. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte später auf Anfrage lediglich mit, es sei wichtig, "dass in Jerusalem Angehörige der drei abrahamitischen Weltreligionen in gegenseitigem Respekt ihren Glauben leben können".

Christen machen in Israel nur knapp 2 Prozent der rund 9,7 Millionen Bürger aus. Die Klagemauer gilt als wichtigstes Heiligtum von Juden weltweit. Sie ist der Überrest eines jüdischen Tempels, der im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde.

Quelle: ntv.de, mpe/dpa

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