Panorama

Angriff mit 14 MesserstichenAfghane wegen tödlicher Attacke vor Gericht

04.09.2018, 09:48 Uhr
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Die Tat von Flensburg erinnert auch an den Mord in Kandel. (Foto: picture alliance/dpa)

Ein 17-jähriges Mädchen wird von einem jungen Mann mit 14 Messerstichen getötet. Er soll die Tat aus Eifersucht begangen haben. Nun steht der aus Afghanistan stammende Flüchtling vor Gericht. Doch zuerst müssen die Richter das Alter des Mannes klären.

Ein junger Mann muss sich vor dem Landgericht Flensburg wegen Mordes verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem aus Afghanistan stammenden Angeklagten vor, die eine Jugendliche im März aus niedrigen Beweggründen mit 14 Messerstichen getötet zu haben. Laut Anklage soll der Mann aus Eifersucht gehandelt haben, weil das Mädchen in den Wochen zuvor eine andere Beziehung eingegangen sei.

Die Hinwendung zu ihrem neuen Partner und die damit einhergehende, von ihm unabhängige Lebensgestaltung habe der Angeklagte nicht akzeptieren wollen. Zu Beginn des Prozesses muss das Gericht zunächst das Alter des Angeklagten klären, da es nach Gerichtsangaben widersprüchliche Angaben dazu gibt. Die Staatsanwaltschaft habe ein Gutachten in Auftrag gegeben. Wenn der Angeklagte zur Tatzeit wie zunächst angenommen 18 Jahre alt war, muss die Kammer entscheiden, ob Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht angewandt wird.

Wie alt war er zum Tatzeitpunkt wirklich?

Im Jugendstrafrecht beträgt die Höchststrafe den Angaben zufolge "im Regelfall zehn Jahre". War er dagegen bereits 21 Jahre alt, käme das Erwachsenenstrafrecht zur Anwendung. Dann ist eine lebenslange Strafe möglich. Der mutmaßliche Täter und das Opfer standen seit Jahren unter der Obhut des Jugendamts Flensburg - das deutsche Mädchen wegen ihrer schwierigen Familiensituation, der junge Afghane, weil er 2015 als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland kam. Der Fall hatte weit über Flensburg hinaus für Entsetzen und Trauer gesorgt - weil das Opfer so jung war. Zudem gibt es Ähnlichkeiten mit der Bluttat von Kandel wenige Monate zuvor.

In der pfälzischen Kleinstadt starb Ende Dezember 2017 eine 15-Jährige, nachdem ihr Ex-Freund, ebenfalls ein vermutlich afghanischer Flüchtling, mit einem Messer zugestochen hatte. Er wurde wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt. In Kandel nutzten rechte Gruppierungen die Tat immer wieder zur Agitation - gegen den Willen vieler Bürger. In Flensburg gab es keine Protestzüge von Rechtspopulisten. Auch eine öffentliche Trauerfeier wenige Tage nach der Tat verlief ohne Zwischenfälle und Störungen. Am Landgericht Flensburg sind zunächst sechs Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte Mitte Oktober fallen.

Quelle: sgu/dpa

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