Panorama

"Bombenbastler" im Weißen HausAhmed trifft Barack Obama

20.10.2015, 17:00 Uhr
AHmed-MOhammed
Auch wenn die Stimmung in den US-Medien in den letzten Wochen umgeschlagen ist, Obama ließ sich trotzdem zu einem Treffen bewegen. (Foto: twitter.com/@USATODAY)

Mitte September wird ein Schüler in Texas wegen einer selbstgebastelten Uhr verhaftet, die Lehrer für eine Bombe halten. Fünf Wochen später empfängt der Präsident den Jungen namens Ahmed. Im Weißen Haus nimmt er an einem besonderen Abend teil.

Mitte September wurde er in Texas von der Polizei in Handschellen abgeführt. Vier Wochen später ist Ahmed Mohamed ein Medienstar, der im Weißen Haus empfangen wird. Eine selbst gebaute Uhr, die für eine Bombe gehalten wurde, hat den jungen Tüftler weltweit bekanntgemacht - und die Umstände drum herum. Die Verwechslungsgeschichte aus Texas ist in den USA zum kleinen Politikum geworden, zu dem Ahmed und sein Vater Mohamed El Hassan gehörig beitragen.

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Astronomieabend im Weißen Haus: Präsident Obama wirft einen Blick durchs Teleskop auf den Mond. (Foto: REUTERS)

Ahmed ist Muslim, im Sudan geboren, hat eine dunkle Hautfarbe. Die Überreaktion an seiner Schule, die harte Hand der texanischen Polizei: Das wurde schnell auch mit Rassismus und Ausgrenzung Andersgläubiger in Verbindung gebracht. Alles zusammen löste eine Welle der Solidarität mit dem 14-Jährigen aus. "Coole Uhr, Ahmed", twitterte Präsident Barack Obama und lud den Jungen zum Astronomie-Abend ins Weiße Haus ein.

Es folgten Sympathiebekundungen vieler Prominenter, darunter Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Ahmed brachte seine Uhr am Montag nicht mit ins Weiße Haus, auch wenn er sagte: "Ich wollte schon immer einmal den Präsidenten treffen." Die Obama-Administration zeigte sich nach anfänglicher Begeisterung für den erfinderischen Teenager auffallend schmallippig. Er glaube nicht, dass Obama bei so vielen Menschen im Weißen Haus Gelegenheit haben werde, mit dem Jungen zu reden, kündigte Regierungssprecher Josh Earnest schon vor dem Fest den geordneten Rückzug an. Die Stimmung war ein wenig umgeschlagen in den vergangenen Wochen - auch wenn Obama sich schließlich doch noch zu einer kurzen Begegnung bewegen ließ, als Ahmed aus der dritten Publikumsreihe den Weg nach vorne gefunden hatte.

Wurde die Geschichte von dem harmlosen Tüftler, der seinen Lehrern seine tolle Erfindung zeigen wollte, richtig erzählt? Wollen politisch interessierte Kreise von dem Jungen und seinem Schicksal profitieren? Ted Cruz, texanischer Senator und republikanischer Präsidentschaftskandidat, warf Obama gar vor, die Story politisch auszuschlachten. Und tat gleich dasselbe, indem er dem Präsidenten vorwarf, die Arbeit der Polizei in der Sache nicht ausreichend gewürdigt zu haben.

Doch auch Ahmeds Verhalten ist in den US-Medien zunehmend in die Kritik geraten. Warum hat er die in einem Metallkoffer verstaute Uhr gleich mehreren Lehrern gezeigt? Was sollte das Spielchen mit der Uhr, die er selbst nicht für eine tolle Erfindung hielt, die aber zumindest von Laien für verdächtig gehalten werden konnte? Sein Technik-Lehrer hatte ihm schnell gesagt, dass er das Teil möglichst verschwinden lassen sollte, im Englischunterricht klingelte aber dennoch der Wecker.

Wollte Ahmed gar eine Überreaktion provozieren, um auf die Sache der Muslime aufmerksam zu machen? "Es ist hart, als Muslim in den USA aufzuwachsen", beteuerte er am Montag in einem Interview von Yahoo News. "Man sollte Menschen nicht danach beurteilen, wie sie aussehen, sondern nach ihrem Herz", fügte er hinzu. Für viele Beobachter kommt er auffallend schnell zum Minderheiten-Thema - Leidensdruck oder Sendungsbewusstsein?, fragen sie.

Mit seinem Vater unternahm Ahmed, der nach eigenen Worten in Texas auf der Suche nach einer neuen Schule ist, eine Reise in die arabische Welt. Katar, Saudi-Arabien, Jordanien, zuletzt das Geburtsland Sudan standen auf dem Programm. Im Sudan wurde die Familie - so zeigen es Bilder in Sozialen Medien - vor wenigen Tagen von Präsident Omar al-Baschir empfangen. Gastgeber Obama dürfte das gar nicht gefallen haben. Baschir, auch als "Schlächter von Darfur" bekannt, wird praktisch in der gesamten westlichen Welt seit Jahren per Haftbefehl des internationalen Gerichtshofes in Den Haag als Kriegsverbrecher gesucht.

Quelle: ntv.de, Michael Donhauser, dpa

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