Fund in französischem Schloss Alte Dielen berichten von Kindesmorden
04.06.2018, 11:18 Uhr
Die Notizen beschäftigen auch die Wissenschaft.
(Foto: Facebook/Le plancher de Joachim)
Das Château de Picomtal existiert bereits seit dem Mittelalter. Bei Renovierungsarbeiten werden brisante Notizen entdeckt, die offenbar vor mehr als 100 Jahren ein Zimmermann hinterlassen hat.
1880 ist Joachim Martin 38 Jahre alt. Er verlegt als Zimmermann im Château de Picomtal Dielen und hinterlässt dabei Botschaften. Die werden nun mehr als 100 Jahre später gefunden und enthüllen eine ungeheuerliche Geschichte.
Die Bleistiftnotizen wurden entdeckt, weil der neue Besitzer des französischen Alpenschlosses beschloss, die Fußböden im Obergeschoss zu erneuern. Dabei fanden die Handwerker auf mehreren Dielen längere Texte, die sich zu einem geheimen Tagebuch zusammensetzten, berichtet die BBC über den Fall, über den in Frankreich bereits ein Buch erschienen ist.
Die insgesamt 72 Aufzeichnungen stammen demnach aus zwei Jahren. Martin schrieb sie offenbar in der Überzeugung, dass sie erst lange nach seinem Tod gelesen würden. Er behandelt die Themen Sex, Kriminalität und Religion, häufig ist es eine Mischung aus allem. Eine Geschichte ereignete sich Martin zufolge Jahre vor den Notizen.
"Aufrichtige Geschichte"
"1868 ging ich um Mitternacht am Eingang eines Stalls vorbei. Ich hörte ein Stöhnen", schrieb der Handwerker. Wahrscheinlich gehörte der Stall damals zum Schlossgelände. "Es war die Geliebte meines alten Freundes. Sie bekam ein Kind." Insgesamt habe die Frau sechs Kinder zur Welt gebracht, von denen vier im Stall begraben seien. Nicht die Mutter habe die Kinder getötet, sondern sein Freund Benjamin. Der Verbrecher versuche nun, auch seine Frau zu verführen.
Martin äußert sich entsetzt über die Kindermorde, wegen der engen Verbindungen der Familien sieht er sich aber außerstande, die Taten anzuzeigen. Die Tötung der Babys war auch damals eine Straftat, wegen der Unmöglichkeit, Schwangerschaften zu verhüten, kamen Infantizide aber häufig vor. Im Dorf Les Crottes hätten viele davon gewusst, aber alle schwiegen.
In anderen Texten beschwert sich der Mann über den örtlichen Priester, der im Beichtstuhl detailliert die sexuellen Gepflogenheiten der Kirchgänger erfrage. Abbé Lagier wolle genau wissen, wie oft und in welchen Stellungen er mit seiner Frau zum Beischlaf zusammenkomme. "Das Schwein sollte gehängt werden."
Archiven zufolge lebte Joachim Martin von 1842 bis 1897. Auch er selbst war kein Kind von Traurigkeit. Als junger Mann habe er sich als Geiger auf Dorffesten verdingt, schrieb er. Er habe im Alter von 15 bis 25 Jahren für nichts anderes als den Alkohol und die Liebe gelebt. Martin hinterließ vier Kinder. Den Lesern seiner Aufzeichnungen gab er eine Botschaft mit auf den Weg: "Meine Geschichte ist kurz und aufrichtig, weil niemand außer dir mein Geschriebenes sehen wird."
Quelle: ntv.de, sba