Panorama

"Schrecklicher Tag für Münster" Amokfahrt war Vergehen eines Einzeltäters

Markus Lewe, Oberbürgermeister von Münster, Bundesinnenminister Horst Seehofer und Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, legen vor dem Brunnen an der Gaststätte "Kiepenkerl" Blumen nieder.

Markus Lewe, Oberbürgermeister von Münster, Bundesinnenminister Horst Seehofer und Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, legen vor dem Brunnen an der Gaststätte "Kiepenkerl" Blumen nieder.

(Foto: picture alliance / Marcel Kusch/)

In einem Punkt sind sich die Ermittler jetzt sicher: Der Amokfahrer in Münster hatte keine Komplizen, Hinweise auf weitere Verdächtige gibt es nicht. Politiker sind derweil zum Tatort gekommen, um Blumen abzulegen. Die Hintergründe des Verbrechens sind weiter unklar.

Nach der Amokfahrt von Münster haben Politiker am Tatort Blumen für die Opfer niedergelegt. Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sprach von einem schrecklichen, traurigen Tag für die Menschen in Münster und Nordrhein-Westfalen, aber auch in ganz Deutschland. Der CDU-Politiker drückte sein Mitgefühl mit den Opfern und ihren Angehörigen aus.

Er lobte die Besonnenheit und Solidarität der Bevölkerung und kritisierte diejenigen Nutzer sozialer Netzwerke, die dort kurz nach der Tat "das Hetzen" begonnen hätten. Laschet sei nach seinem Besuch am Tatort ins Münsteraner Universitätsklinikum gefahren, um Opfer der Amokfahrt zu treffen und dem Ärzte- und Pflegeteam für ihren Einsatz zu danken, sagte ein Regierungssprecher.

Bundesinnenminister Horst Seehofer nannte das Verbrechen "brutal und feige", es habe alle sehr betroffen gemacht. Er hoffe inständig und bete dafür, dass die Verletzten wieder gesund werden. Der Vorfall zeige erneut, dass es leider keine absolute Sicherheit gebe. Es gebe im Moment starke Hinweise, dass es sich um einen Einzeltäter gehandelt habe und kein Bezug zur Terrorszene bestehe, sagte Seehofer. Es werde aber weiter in alle Richtungen ermittelt.

Täter war psychisch auffällig

Zwei Menschen waren ums Leben gekommen, als ein Campingbus am Samstagnachmittag vor einer beliebten Gaststätte in der Innenstadt in eine Menschengruppe gefahren war. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schweben noch immer in Lebensgefahr. Bei den Todesopfern handelt es sich um eine 51-jährige Frau aus dem Kreis Lüneburg und einen 65-jährigen Mann aus dem Kreis Borken. Der Täter erschoss sich nach der Amokfahrt. Er soll psychisch auffällig gewesen sein.

Die Polizei geht davon aus, dass es die Tat eines Einzeltäters war. Sie sucht nicht nach weiteren Tätern. Es gebe keine Hinweise, dass noch weitere Verdächtige an dem Verbrechen beteiligt waren, sagte eine Polizeisprecherin. Die Beamten waren zunächst Zeugenaussagen nachgegangen, wonach zwei Menschen aus dem Auto gesprungen und geflüchtet sein sollten.

Keine Hinweise auf politischen Hintergrund

Die Leitende Oberstaatsanwältin von Münster, Elke Adomeit, sagte, dass der mutmaßliche Täter der Polizei bereits wegen kleinerer Delikte bekannt gewesen sei. Es habe drei Verfahren in Münster gegeben und eines in Arnsberg aus den Jahren 2015 und 2016 - sie seien alle eingestellt worden. Es ging damals um eine Bedrohung, Sachbeschädigung, eine Verkehrsunfallflucht und Betrug. Man müsse den Sachverhalt der Verfahren noch aufklären. "Aber auf den ersten Blick haben wir hier keine Anhaltspunkte auf eine stärkere kriminelle Intensität, die wir bei dem Täter feststellen konnten", sagte Adomeit.

Die Polizei durchsuchte insgesamt vier Wohnungen des Amokfahrers, aus denen sich keine Hinweise auf ein politisches Tatmotiv ergaben. "Wir haben seit gestern Nachmittag in der ganzen Nacht die Wohnungen des Täters durchsucht", sagte der Polizeipräsident von Münster, Hajo Kuhlisch. Zwei davon lägen in Ostdeutschland, zwei in Münster. "Die erste, doch schon etwas intensivere Durchsicht hat keinerlei Hinweise auf einen politischen Hintergrund ergeben." Die Ermittler gingen daher davon aus, "dass die Motive und Ursachen in dem Täter selber liegen". Das sei ein vorläufiger Stand, betonte Kuhlisch.

"Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen handelt es sich bei dem Fahrer vermutlich um einen 48-jährigen Mann aus Münster", erläuterte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt. Nach Informationen von faz.net stammt der wohl 48-jährige Täter aus Olsberg im Sauerland. Er habe schon lange in Münster nahe des Tatorts gelebt.

Absperrung der Innenstadt aufgehoben

Die Polizei lobte das besonnene Verhalten der Menschen in Münster. "Die Polizei konnte die notwendigen Maßnahmen schnell und reibungslos treffen", erklärte der Einsatzleiter Martin Fischer. "Alle haben sich vorbildlich verhalten und den Tatortbereich sehr schnell verlassen."

Das Bundeskriminalamt richtete im Internet für Zeugen ein Hinweisportal ein. Dort können Videos oder Fotos, die im Zusammenhang mit der Tat stehen, hochgeladen werden. "Allein die Tatortaufnahme wird viel Zeit in Anspruch nehmen", erklärte Fischer zum Stand der Untersuchungen. "Wir brauchen Zeit, die Spuren auszuwerten und die Ergebnisse der Ermittlungen zusammenzuführen." Der Innenstadt-Bereich unmittelbar um den Tatort ist daher weiterhin abgesperrt. Ansonsten ist die Münsteraner Altstadt inzwischen wieder frei zugänglich, Anwohner dürften zurück in ihre Wohnungen.

Quelle: ntv.de, asc/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen