Panorama

Arbeitsbelastung längst am Limit Amtsärzte-Chef schlägt Alarm wegen Lockerungen

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Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf neue Höchstwerte, die Corona-Maßnahmen werden trotzdem zurückgefahren. Für Johannes Nießen, Chef der Amtsärzte, ist das unverständlich. Denn trotz Lockerungen müssen die Gesundheitsämter weiter Kontaktnachverfolgung, Quarantäne und Isolation überwachen.

Die Lage in den Gesundheitsämtern ist angesichts von Corona-Infektionszahlen auf Rekordniveau weiterhin sehr angespannt. Bei den Kapazitäten für die Erfassung gebe es "keine Luft mehr nach oben", betonte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen. Die Arbeitsbelastung sei enorm hoch.

Nießen, der Leiter des Gesundheitsamts Köln und Mitglied im Expertenrat der Bundesregierung ist, zeigte sich unzufrieden mit der aktuellen Entwicklung: Einerseits werde signalisiert, dass die Omikron-Variante weniger schwere Verläufe verursache, und es werde "gegen den Expertenrat bei höchsten Infektionszahlen" gelockert. Andererseits solle es weiter Kontaktpersonenmanagement, Quarantäne und Isolation "wie am Beginn der Pandemie und ohne Impfschutz" geben.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg laut Robert-Koch-Institut auf den neuen Höchstwert von 1756,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche. Die Zahl der binnen eines Tages gemeldeten Ansteckungen lag bei 296.648 - Experten gehen jedoch von einer massiven Untererfassung des Infektionsgeschehens aus.

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Helfer der Bundeswehr und aus anderen Teilen der Kreisverwaltung seien mittlerweile dennoch abgezogen worden, sagte Nießen. Die Ämter betrieben aber weiterhin Kontaktpersonenmanagement zumindest bei Ausbrüchen in Pflege- und Gemeinschaftseinrichtungen. Hinzu kämen nun die Meldungen zu ungeimpften Mitarbeitern in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen im Rahmen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht, die seit einigen Tagen gilt.

Auch die Schuleingangsuntersuchungen, die die Kinder- und Jugendgesundheitsdienste derzeit vornehmem müssten, forderten Einsatz. Darüber hinaus bedeute die Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine Zusatzaufgaben verschiedener Art - so würden die Kinder vor Kita- und Schulbesuch ebenfalls untersucht.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa

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