Der schwere Gang Angehörige nehmen Abschied in Le Vernet
26.03.2015, 21:41 Uhr
Die rund 40 Angehörige der beiden Piloten und vier anderen Crew-Mitglieder wurden auf dem Flughafen von Marseille abgefangen. Dort wurde ihnen offenbart, welcher Verdacht gegen den Copiloten besteht.
(Foto: REUTERS)
Rund 200 Angehörige der Opfer von Flug 4U9525 kommen in das Dörfchen Le Vernet, das direkt unterhalb der Absturzstelle liegt. Hier nehmen sie Abschied von ihren Lieben. Aber auch die Angehörigen der Piloten sind vor Ort. Zu sehen bekommt sie niemand.
Angehörige der Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen sind mit sieben Bussen in der kleinen Ortschaft Le Vernet eingetroffen. Dort gedachten sie in unmittelbarer Nähe der Absturzstelle ihrer toten Kinder, Eltern und Geschwister. Sie wurden von örtlichen Helfern und Vertretern der Behörden begrüßt und auf einen Platz geleitet, wo sie einen direkten Blick auf den Tête de l'Estrop hatten.
Hinter diesem Berg zerschellte am Dienstagvormittag die Maschine der Lufthansa-Tochter Germanwings mit 150 Menschen an Bord. Am Rande der kleinen Zeremonie hielten Polizisten die Fahnen der Länder, aus denen die Passagiere kamen. Unter den 150 Menschen an Bord waren 75 Deutsche. Überlebt hat den Absturz niemand.
Die rund 200 Trauernden schwiegen, manche weinten, einige hatten Blumen mitgebracht. Wenige Stunden zuvor hatten sie nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen von Marseille die schockierende Nachricht erhalten, dass die Menschen an Bord, darunter zwei Babys und 16 Schüler eines Gymnasiums aus dem nordrhein-westfälischen Haltern am See, nicht Opfer eines Unfalls wurden. Sie starben, weil der 28 Jahre alte Copilot Andreas Lubitz die Maschine bewusst in den Sinkflug brachte und in rund 1600 Meter Höhe gegen eine Felswand steuerte.
Auch die Angehörigen der Piloten sind vor Ort
In der "Domaine du Vernet", einem Komplex mit Restaurant und Gästezimmern, hatten die Behörden in einem Saal eine kleine Trauerkapelle eingerichtet. Dort versammelten sich die Angehörigen. Anschließend fuhren sie in das zehn Kilometer entfernte Städtchen Seyne, wo die Familien im "Maison des Jeunes" empfangen werden. Dort begannen Experten, den Angehörigen DNA-Proben zu entnehmen - zur Identifizierung der Leichenteile.
Zuvor waren in Seyne bereits rund 40 Angehörige der beiden Piloten und vier anderen Crew-Mitglieder eingetroffen. Sie wurden laut dem französischen Innenministerium getrennt befördert. Dies sei "einvernehmlich" von allen Beteiligten so beschlossen worden.
Mit einem Großaufgebot von Gendarmen wurden die Angehörigen von den zahlreichen Medienvertretern abgeschirmt, die seit dem Morgen auf ihre Ankunft warteten. Die Ordnungskräfte errichteten Sperren, um Journalisten von den Familien fernzuhalten. Die Angehörigen sollten vor Kameras und Fragen von Reportern geschützt werden. Darum hatten sie ausdrücklich gebeten.
Nach Lufthansa-Angaben wollten einige Angehörige die Nacht in Marseille oder der Umgebung verbringen, während andere zurück nach Deutschland oder Spanien reisen wollten. In Seyne und im nahegelegenen Digne-les-Bains boten zahlreiche Bewohner an, Angehörige zu beherbergen. Wer möchte, darf in den kommenden Tagen per Hubschrauber über die Absturzstelle fliegen. Doch bis dahin haben die Helfer vor Ort noch viel zu tun.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa