Auftakt im Franziska-Prozess Angehöriger droht Angeklagtem Schläge an
09.02.2015, 15:46 Uhr
Der 27 Jahre alte Angeklagte versteckte sich zu Prozessbeginn unter einer schwarzen Kapuze.
(Foto: picture alliance / dpa)
Franziska ist auf dem Weg nach Hause, als sie ihren Mörder trifft. Sie wird vergewaltigt und getötet. Der mutmaßliche Täter wird geschnappt. Er kommt ins Gefängnis. Dort wird er niedergestochen und auch zum Prozessauftakt wird im Gewalt angedroht.
Im Gefängnis ist Stefan B. bereits niedergestochen und verletzt worden. Nun sollte es ihm im Gerichtssaal des Landgerichts Ingolstadt an den Kragen gehen: Ein enger Angehöriger der bestialisch vergewaltigten und getöteten Franziska drohte Zeugen zufolge damit, den mutmaßlichen Kindermörder zusammenzuschlagen. Polizisten konnten die angedrohten Prügel letztlich ohne größeres Aufhebens vereiteln. Doch der Zwischenfall zeigte, wie sehr das Entsetzen über die Tat im Umfeld des zwölfjährigen Opfers nachwirkt.

Im Rathei-Weiher zwischen Zell und Karlshuld wurde die Leiche des Mädchens entdeckt,
(Foto: picture alliance / dpa)
Es ist eine an Rohheit kaum zu übertreffende Tat, die Staatsanwalt Jürgen Staudt in seiner Anklageschrift schilderte. Der 27 Jahre alte B. habe Franziska am 15. Februar vergangenen Jahres auf so massive Weise vergewaltigt, dass er ihr "schwerste Verletzungen" zufügte, sagte Staudt. Danach soll er mit einem Holzscheit so lange auf Franziska eingeschlagen haben, bis diese tot war. Die Leiche der Schülerin, die ihm auf dem Heimweg von einem Treffen mit einen Freundin mit dem Fahrrad entgegen gekommen war, soll der Angeklagte in einen Weiher geworfen haben.
Staatsanwalt verliest die brutalen Details
Während der Staatsanwalt die Anklage mit ihren brutalen Details verlas, zeigte B. keinerlei Regung. Der mit schwarzer Hose und einer schwarzen Kapuzenjacke gekleidete, groß gewachsene und ungewöhnlich blasse Mann starrte vor sich hin. Der Teilnahmslosigkeit des Angeklagten steht im krassen Gegensatz zu der Wut, die die ihm angelasteten Taten auslösen. Im Gefängnis war er bereits im vergangenen Monat von einem Mitgefangenen niedergestochen worden, weshalb der Prozess erst mit dreiwöchiger Verspätung startete.
Nicht mal zwei Stunden vor Prozessbeginn zogen Polizisten einen engen Angehörigen des Mädchens zur Seite, weil dieser vor Zeugen gedroht hatte, B. im Gerichtssaal zusammenzuschlagen. Der Mann durfte nach einer scharfen Belehrung durch die Polizei doch dem Verfahren folgen. Für den Verteidiger von B., Adam Ahmed, ist der Schutz seines Mandanten angesichts dieser Bedrohungen nicht ausreichend gewährleistet. "Ich habe ein bisschen Probleme mit der Gefährdungslage", sagte Ahmed am Rande des Prozesses.
Über B. ist bislang wenig bekannt. Der in Eichstätt geborene Angeklagte hat keinen Beruf gelernt, war vor seiner Festnahme arbeitslos und lebte zuletzt in einer Unterkunft für Obdachlose. Da in den Ermittlungen neue Zeugenaussagen aufgetaucht sind, wurde seine Vernehmung auf den zweiten Verhandlungstag in gut zwei Wochen verschoben. Ob B. dann etwas zur Tat oder zu seiner Biographie sagen wird, ließ sein Verteidiger offen.
Angeklagter wird von 18 Sachverständigen untersucht
Alleine 18 Sachverständige sollen sich in dem Verfahren mit den Taten und der Persönlichkeit des Angeklagten auseinandersetzen. Sollte B. schuldig gesprochen werden, dürfte es auf Grundlage der Gutachten auch darum gehen, ob für ihn außer einer lebenslangen Haftstrafe auch Sicherungsverwahrung mit angeordnet wird.
Grundlage dafür könnten auch drei andere Taten sein, die mit in der Anklage aufgeführt sind. Im Jahr 2013 soll er eine Bekannte vergewaltigt haben. Die Frau schwieg laut Staatsanwaltschaft, weil B. ihr angedroht habe, sie zu töten. Ende 2012 und Anfang 2013 soll er einem zwölfjährigen Mädchen via Facebook perverse Nachrichten geschickt haben. Und nur gut eine Woche vor dem Mord an Franziska versuchte B. der Anklage zufolge, eine 13-Jährige in seinem Auto in ähnlicher Weise zu missbrauchen, wie er es später bei mit Franziska getan haben soll. Doch bei dieser Gewalttat wurde der Angeklagte von einem Passanten gestört.
Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, AFP