"Tief beschämt" Angeklagter gesteht Gewalttaten am Schloss Neuschwanstein
19.02.2024, 10:24 Uhr Artikel anhören
Am weltberühmten Schloss Neuschwanstein überfällt ein Tourist zwei Urlauberinnen aus sexuellen Motiven, eine Frau stirbt. Bei Prozessbeginn räumt der Mann die Taten ein. Das Motiv bleibt noch im Dunkeln.
Zu Beginn des Mordprozesses um die Gewalttat an zwei jungen US-Touristinnen nahe Schloss Neuschwanstein in Bayern hat der Angeklagte ein umfassendes Geständnis abgelegt. Der 31 Jahre alte Troy Philipp B. gestand dabei vor dem Landgericht Kempten die Vergewaltigung und massive körperliche Attacke auf eine 21 Jahre alte Frau, die an den Tatfolgen starb. "Der Angeklagte hat die unfassbare Tat begangen", sagte sein Verteidiger Philip Müller.
B. ist wegen Mordes, Vergewaltigung mit Todesfolge, versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Besitzes von Kinderpornografie angeklagt. Laut Anklage hatte der Angeklagte die beiden Frauen auf einen etwas abgelegenen Wanderpfad gelockt, um sie zu überfallen. Er soll angegeben haben, den Frauen einen besonderen Aussichtspunkt zeigen zu wollen.
Eine 22-Jährige hatte er einen 50 Meter tiefen Abhang hinuntergestürzt, die Frau überlebte schwer verletzt. Die 21-Jährige vergewaltigte er und stürzte sie dann ebenfalls den Abhang hinab. Die Frau erlitt tödliche Verletzungen. Der Mann und die beiden Freundinnen hatten sich laut den Ermittlungen am 14. Juni 2023 erst wenige Minuten früher kennengelernt. Der Mann wurde von Polizeibeamten nach kurzer Flucht in dem steilen Gelänge gefasst.
Lebenslange Haft droht
Laut dem Geständnis hatte B. keinen Tatplan. So habe er sich spontan zur Vergewaltigung der am Boden liegenden 21-Jährigen entschlossen. "Ihm war bewusst, dass die Geschädigte ohne Hilfe sterben könnte, dennoch ließ er sie zurück", sagte sein Verteidiger Müller. Wie dieser am Rande des Prozesses sagte, ist für die Verteidigung allenfalls bei der Attacke auf die 22-Jährige strittig, ob es sich statt um versuchten Mord nicht um eine gefährliche Körperverletzung handle.
Demnach nahm B. den Abhang nicht als so gefährlich wahr. Auch den Besitz von Kinderpornografie gestand der US-Bürger. "Er ist tief beschämt", sagte der Verteidiger über seinen Mandanten. Die Taten lasteten schwer auf seinem Gewissen, er wolle sich bei der Familie des Mordopfers entschuldigen.
Andere Touristen im Bereich der Marienbrücke hatten die Rettungsaktion und die Festnahme damals mitbekommen und aufgenommen. Videos und Fotos wurden weltweit in sozialen Netzwerken verbreitet, rund um den Globus berichteten Medien über die Gewalttat beim Märchenschloss.
Wie der für die Ermittlungen hauptverantwortliche Kriminalpolizist in dem Prozess erläuterte, saß der US-Amerikaner in den Minuten nach seiner Festnahme ruhig auf der Rückbank eines Streifenwagens, habe nur stoisch auf den Sitz vor ihm geblickt. Auch den ersten Verhandlungstag verfolgte der 31-Jährige fast regungslos - die meiste Zeit saß er mit gesenktem Kopf auf der Anklagebank. Für das Verfahren sind zunächst sechs Verhandlungstage bis zum 13. März angesetzt. Im Fall einer Verurteilung droht B. eine lebenslange Haftstrafe.
Quelle: ntv.de, sba/AFP