Panorama

Infos an China übermitteltAnklage gegen Paar wegen Spionageverdacht

02.08.2021, 16:07 Uhr
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Auf einer Vortragsreise nach Shanghai 2010 soll das Ehepaar von einem chinesischen Geheimdienst angesprochen worden sein. (Foto: picture alliance / Wang Gang / Costfoto)

Es klingt nach einem Agententhriller, scheint aber Realität: Die Bundesstaatsanwaltschaft klagt ein deutsches Ehepaar wegen Spionageverdachts an. Die Eheleute sollen fast ein Jahrzehnt Informationen ans Reich der Mitte übermittelt haben.

Wegen mutmaßlicher geheimdienstlicher Agententätigkeit für China hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen Klara K., die Frau des ebenfalls angeschuldigten Politologen Klaus L., erhoben. Das Ehepaar soll dem chinesischen Geheimdienst über neun Jahre hinweg regelmäßig Informationen übermittelt haben, wie die Behörde in Karlsruhe mitteilte. Als Gegenleistung seien ihnen die Reisekosten zu den Treffen und zusätzlich ein Honorar gezahlt worden.

Die Anklagen gegen L. und seine Frau wurden schon im Mai erhoben. Die Bundesanwaltschaft veröffentlichte die Vorwürfe gegen L. aber erst im Juli. Demnach betrieb er seit 2001 einen sogenannten Thinktank. Über die Jahre habe er die Denkfabrik gut vernetzt und ihr zu internationaler Bedeutung verholfen.

Während einer Vortragsreise nach Shanghai im Juni 2010 soll das Ehepaar von einem chinesischen Geheimdienst für die Mitarbeit gewonnen worden sein. Vor oder nach Staatsbesuchen oder internationalen Konferenzen sollen sie Informationen weitergegeben haben.

Angeklagter arbeitete 50 Jahre für Bundesnachrichtendienst

Recherchen der ARD zufolge soll L. schon lange zuvor, insgesamt seit 50 Jahren, für den deutschen Auslandsnachrichtendienst BND gearbeitet haben. Anfang der 80er Jahre habe er dann eine Tätigkeit bei der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung begonnen. Inzwischen sei der heute 75-Jährige längst pensioniert.

Über die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen beide muss nun das Oberlandesgericht München entscheiden. Es hatte im Juni einen Haftbefehl gegen L. erlassen, diesen aber vorläufig wieder aufgehoben.

Quelle: ntv.de, als/AFP

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