Panorama

Bürgerwehr fesselte AsylbewerberArnsdorf-Ankläger von Unbekannten bedroht

27.04.2017, 10:55 Uhr
22873cdd3cc44483f89c94c895edfaad
Bei dem Prozess kamen die Angeklagten glimpflich davon. (Foto: dpa)

Eine selbst ernannte Bürgerwehr fesselt im sächsischen Arnsdorf einen angeblich kriminellen Asylbewerber. Vor dem Prozess gegen die vier Täter wird der Iraker tot aufgefunden. Nun wird bekannt: Der Staatsanwalt wurde vor Prozessbeginn massiv bedroht.

Im Zusammenhang mit dem Verfahren um die Fesselung eines irakischen Flüchtlings im sächsischen Arnsdorf ist der zuständige Staatsanwalt einem Bericht zufolge massiv bedroht worden. Der Jurist sei wenige Tage vor dem Gerichtsprozess am vergangenen Montag von einer Gruppe unbekannter Männer abends auf dem Heimweg verfolgt, beleidigt und bedroht worden, wie das MDR-Magazin "Exakt" berichtet. Außerdem sei er schriftlich mit dem Tod bedroht worden, falls er tatsächlich zum Prozess erscheine.

Der Prozess gegen vier Männer wegen des gewaltsamen Übergriffs auf den Asylbewerber vor dem Amtsgericht Kamenz war am Montag kurz nach dem Verlesen der Anklage eingestellt worden. Der Richter begründete dies mit der geringen Schuld der Angeklagten. Die Strafprozessordnung sieht eine solche Möglichkeit wegen Geringfügigkeit vor.

Vermutete Todesursache: Unterkühlung

Die Männer hatten den 21-jährigen Iraker vor knapp einem Jahr aus einen Supermarkt in Arnsdorf gezerrt und mit Kabelbindern an einen Baum gefessel. Der Vorfall schlug damals bundesweit Wellen. Die Männer sollen eine Art Bürgerwehr gebildet haben und den Mann wegen eines Streits, den dieser mit einer Verkäuferin hatte, für kriminell gehalten haben.

Bei dem Iraker handelte es sich um einen damaligen Patienten des psychiatrischen Fachkrankenhauses in Arnsdorf. Der Asylbewerber wurde kurz vor dem Prozess tot in einem Wald gefunden. Laut Obduktion starb er vermutlich bereits im Januar an Unterkühlung.

Dem MDR-Bericht zufolge wurde der Staatsanwalt wegen der Drohungen von mehreren Beamten des Landeskriminalamts geschützt. Das sogenannte operative Abwehrzentrum der sächsischen Polizei übernahm demnach die Ermittlungen.

Quelle: shu/AFP

KriminalitätJustizFlüchtlingeRassismusSachsen