"Passt nicht mehr in die Zeit" Ärztekammer-Präsident will Böllern verbieten
17.12.2022, 13:45 Uhr
Wegen der Corona-Pandemie war das private Feuerwerk in den vergangenen zwei Jahren vielerorts verboten.
(Foto: picture alliance / dpa Themendienst)
Für den Präsidenten der Bundesärztekammer, Reinhardt, ist das Böllern zu Silvester ein wiederkehrendes Ärgernis. Er fordert ein dauerhaftes Verbot. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg und die überlasteten Kliniken sei die Knallerei "vollkommen fehl am Platz".
Der Präsident der Bundesärztekammer hat sich für ein "dauerhaftes und umfassendes" Böllerverbot ausgesprochen. Die "ungeregelte Knallerei" passe nicht mehr in die Zeit, sagte Klaus Reinhardt der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Außerdem sei sie "schlecht für Umwelt und Klima und führt immer wieder zu schweren Verletzungen", so Reinhardt.
Rund 8000 Menschen erlitten jährlich in Deutschland eine Verletzung des Innenohres durch explodierende Feuerwerkskörper. Besonders Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre seien von Knalltraumata betroffen, dazu kämen Verletzungen am Auge und Verbrennungen. "Das bedeutet eine starke zusätzliche Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken, die ohnehin schon seit Monaten am Limit arbeiten", sagte Reinhardt.
In den vergangenen beiden Jahren durften in Deutschland keine Böller verkauft werden und an bestimmten Orten waren private Feuerwerke verboten. Hintergrund war die Auslastung der Krankenhäuser in der Corona-Pandemie. In diesem Jahr sind solche rechtlichen Einschränkungen bislang nicht absehbar.
Reinhardt wünschte sich auch angesichts der Weltlage ein Umdenken: Es sei "vollkommen fehl am Platz, das neue Jahr mit Raketen zu begrüßen, während in Europa ein Krieg wütet", sagte er. "Bei zahlreichen Geflüchteten aus Kriegsgebieten löst die Silvesterknallerei schlimme Gefühle aus, bei manchen sogar Todesängste. Statt Geld für Böller und Raketen auszugeben, wäre mir ein Spenden-Feuerwerk für diese Menschen lieber."
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser bereits im November aufgefordert, die Böllerei in diesem Jahr "ein für alle Mal" zu beenden. Durch wenige und einfache Änderungen der Sprengstoffverordnung könne die Ministerin umweltschädlichem Feuerwerk schnell ein Ende setzen, hatte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch gesagt. Er freue sich darüber, dass eine wachsende Mehrheit der Deutschen sich für ein Böllerverbot ausspreche.
Quelle: ntv.de, lno/dpa