Amoklauf auf der Krim Attentäter erschießt etliche Schüler
17.10.2018, 13:38 Uhr
Ein Amoklauf schockt die von Russland kontrollierte Halbinsel Krim: In der Hafenstadt Kertsch kommt es im Inneren eines Schulgebäudes zu einer heftigen Explosion. Anschließend erschießt ein Ex-Schüler mehrere Menschen - darunter etliche Kinder.
Bei einem Amoklauf in einer Schule auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sind mehrere Menschen erschossen und Dutzende verletzt worden. Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow sprach von 19 Toten und mehr als 40 Verletzten - darunter zahlreiche Kinder. Die russischen Behörden waren zunächst von einem Terroranschlag in der Stadt Kertsch ausgegangen. Sie setzten auf der ukrainischen Halbinsel, die Russland sich 2014 einverleibt hatte, starke Sicherheitskräfte in Marsch.
Später wurde indes ein Schüler der Berufsschule als mutmaßlicher Täter identifiziert, so dass nur noch wegen Mordes ermittelt wird. Der 18-Jährige soll in der Schule um sich geschossen und in der Kantine einen Sprengsatz gezündet haben. Dann habe er sich selbst umgebracht, teilte das Staatliche Ermittlungskomitee mit. Seine Leiche wurde in der Bibliothek im zweiten Stock des Gebäudes gefunden. Der junge Mann sei im vierten Lehrjahr gewesen, hieß es.
Die meisten Opfer waren jugendliche Schüler des berufsbildendenden Kollegs. Sie starben nach Angaben der Ermittler vor allem an Schusswunden. Die Bombe, die der Täter gezündet haben soll, war mit Metallteilen gespickt. Aufnahmen aus einer Überwachungskamera zeigten demnach, wie ein mit einem Gewehr bewaffneter junger Mann an der Berufsschule ankommt.
Auch Schuldirektorin Olga Grebennikowa sprach davon, dass vor der Explosion im Gebäude geschossen worden sei. Sie hatte die Schule kurz vor dem Vorfall verlassen. Im Internet kursierte ein Video, wie die erschütterte Frau dem Bildungsministerium der Krim telefonisch Bericht erstattet über das, was sie erfahren hat. Das Gebäude wurde evakuiert und von Sicherheitskräften abgeriegelt.
Putin verspricht sorgsame Untersuchung
Präsident Wladimir Putin sei informiert worden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Die Hintergründe des Vorfalls und der genaue Ablauf sind noch unklar. Putin sagte, es sei klar, dass in Kertsch ein Verbrechen geschehen sei. "Die Motive und der Hergang werden sorgsam untersucht", sagte er im Fernsehen.
Für die Krim und Russland ist die Stadt Kertsch von besonderer Bedeutung. Im Süden der Stadt liegt der westliche Endpunkt der von der russischen Regierung errichteten Straßenverbindung zum russischen Staatsgebiet und der Region Krasnodar. Vor dem Bau der strategisch wichtigen Straßenbrücke war die Krim von Russland aus nur per Schiff oder Flugzeug zu erreichen. Die Brücke war erst im Frühjahr im Beisein von Präsident Putin feierlich eröffnet worden.
Beim letzten großen Terroranschlag in Russland im April 2017 waren in der U-Bahn von St. Petersburg 14 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden. Der Selbstmordattentäter war ein islamistischer Extremist aus Kirgistan in Zentralasien. Auch Amokläufe an Schulen hat es Russland bereits gegeben, Allerdings noch nie mit so schweren Folgen wie in Kertsch. Bei einem Anschlag in Tschetschenien im August, den die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) für sich reklamierte, hatten die Drahtzieher Jugendliche auf Polizisten gehetzt.
Quelle: ntv.de, mmo/jwu/AFP/dpa/rts