Mehr Schäden als Beute Automatensprenger steht vor Gericht
19.05.2016, 19:33 Uhr
Wenn Geldautomaten gesprengt werden, ist der Schaden in vielen Fällen größer als die Beute.
(Foto: dpa)
Jahrelang fliegen in mehreren Bundesländern Geldautomaten in die Luft und werden anschließend geplündert. Nachdem die Polizei Ende 2015 in Hamburg einen 46-jährigen Verdächtigen festnimmt, beginnt vor dem Landgericht Siegen der Prozess.
Nach einer Serie von Sprengstoffattacken auf Geldautomaten in fünf Bundesländern steht ab sofort ein mutmaßlicher Täter vor Gericht. Mit einem Gas-Luft-Gemisch soll der 46-Jährige aus Siegen über einen Zeitraum von acht Jahren immer wieder Geldautomaten in die Luft gejagt und geplündert haben.
Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Siegen wurde die Anklage verlesen, sie lautet auf Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann insgesamt ein Dutzend Taten vor. Außerdem soll der Fan von PS-starken Autos an mehreren Tankstellen Benzin gestohlen haben - meist im Umfeld seiner Heimatstadt. Nach den Taten versteckte sich der Angeklagte offenbar in Schleswig-Holstein und Hamburg.
Die Polizei hatte den 46-Jährigen im November 2015 in einer Hamburger Lagerhalle nach Zeugenhinweisen festgenommen. Nach ihm wurde mehrfach mit Hilfe der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" gefahndet.
Zehntausende Euro erbeutet
Die Tatorte der Sprengstoffattacken lagen in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Hamburg und Schleswig-Holstein. In den meisten Fällen kam der Täter nicht ans Geld, weil die Technik standhielt. Dennoch konnte er vereinzelt hohe Beträge erbeuten: An einem Automaten der Universität Siegen beispielsweise fast 100.000 Euro, an einem Automaten in Hamburg 80.000 Euro.
Die Explosionen hatten teure Trümmerfelder zur Folge: In einem Fall flogen die Splitter eines gläsernen Vorbaus, in dem der Automat stand, 20 Meter weit. Ein anderes Mal ging die Druckwelle nach hinten in einen Tresorraum und richtete dort immensen Sachschaden an.
Für die Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte damit Leben aufs Spiel gesetzt. Über einer Bankfiliale wohnte eine Familie; ein anderes Mal soll der Mann einen Geldautomaten auf einer Raststätte bei Siegen in die Luft gejagt haben, während im Stockwerk darüber Gäste im Restaurant saßen.
Quelle: ntv.de, chr/dpa