"Antonia" stürmt durch die Nacht Bahn warnt Pendler vor Ausfällen
20.02.2022, 23:17 Uhr
Einsatzkräfte sind seit Tagen im Dauereinsatz, vor allem, um Oberleitungsschäden zu beheben.
(Foto: dpa)
Die Verschnaufpause währt nur kurz, mit "Antonia" macht sich das nächste Sturmtief auf den Weg von Nordwest nach Südost. Auf Bahnreisende kommen weitere Einschränkungen zu, in NRW rollt seit Sonntagabend kaum noch etwas. Die Wetteraussichten machen aber Hoffnung.
Erst kam "Ylenia", dann folgte "Zeynep" und nun sorgte "Antonia" in vielen Teilen Deutschlands für eine unruhige Nacht. Das Sturmtief bringt erneut schwere, teils orkanartige Böen mit sich. Zudem sei bis Montag gebietsweise mit kräftigem Regen zu rechnen, meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD). Für die deutsche Nordseeküste bestehe wieder Sturmflutgefahr, warnt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.
Bahnreisende müssen sich zum Wochenstart wegen erheblicher Schäden auf Beeinträchtigungen einstellen. "Die Sturmlage müssen wir bis zum Montag noch durchstehen", sagte ein DWD-Meteorologe in Offenbach. Erst ab dem Abend beruhige sich das Wetter. "Der Wind wird die Woche aber weiter Thema bleiben", erklärte er. "Allerdings wird das eine ganz andere Hausnummer als das, was wir in diesen Tagen erleben."
Für viele Regionen von der Ostseeküste bis zum Alpenrand ist die Warnkarte des DWD seit Sonntagabend orange bis rot eingefärbt - dort bestehen Unwetterwarnungen vor Orkanböen. Bäume könnten entwurzelt werden, Dachziegel oder andere Gegenstände herabstürzen. "Schließen Sie alle Fenster und Türen! Sichern Sie Gegenstände im Freien!", heißt es vom DWD für die betreffenden Regionen. "Vermeiden Sie möglichst den Aufenthalt im Freien!"
Tausende Kilometer Streckennetz nicht befahrbar
Die Deutsche Bahn (DB) bittet ihre Fahrgäste, sich zu informieren, ob die geplante Fahrt möglich sei. Dies gelte insbesondere für Pendler im Berufsverkehr. Wer könne, solle die Reise verschieben. Im Fernverkehr fahren keine Züge zwischen Hamburg und Rostock/Stralsund, zwischen Berlin und Rostock/Stralsund, zwischen Norddeich Mole/Emden und Köln und zwischen Siegen und Dortmund.
Nach Angaben der Bahn waren nach den zurückliegenden Sturmtagen zwischenzeitlich insgesamt mehr als 6000 Kilometer des Streckennetzes nicht befahrbar. 1000 Kilometer Oberleitung seien nach "Zeynep" beschädigt gewesen. Rund 2000 Einsatzkräfte seien rund um die Uhr unterwegs, um umgestürzte Bäume zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren. "Aktuell können wir etwa drei Viertel des Fernverkehrs fahren", sagte Bahnsprecher Achim Stauß am späten Sonntagnachmittag.
In Nordrhein-Westfalen stellte die DB wegen des Sturmtiefs "Antonia" am Sonntagabend den Regionalverkehr ein. "Wir schicken ab 20 Uhr keine neuen Züge mehr auf die Strecke", sagte eine Sprecherin. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme. Am Montagmorgen sollten Regionalzüge dann voraussichtlich den Betrieb wieder aufnehmen. Mit Beeinträchtigungen bis Montagnachmittag rechnet die Bahn außerdem für den Regionalverkehr in Nordbaden, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Auch in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt bleibt der Bahnverkehr bis voraussichtlich Montagnachmittag eingeschränkt. Es sei mit Verspätungen und Zugausfällen in der gesamten Region zu rechnen. In Sachsen-Anhalt sind einige Linien noch von Unwetterschäden durch das vergangene Sturmtief "Zeynep" betroffen.
Wegen des erwarteten Unwetters in Teilen Bayerns und Einschränkungen im Zugverkehr soll im unterfränkischen Landkreis Miltenberg an diesem Montag teils der Unterricht ausfallen. Hintergrund sei, dass die Westfrankenbahn von Sonntagabend bis Montagmorgen den Zugverkehr im gesamten Streckennetz einstelle, teilt das Bayerische Kultusministerium mit.
Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz verlangte von der Deutschen Bahn ein besseres Unwetter-Krisenmanagement. So mahnte er einen gründlicheren und früheren Grünschnitt an, um entlang der elektrifizierten Strecken Baumstürze auf Oberleitungen zu verhindern. Er werde dies noch einmal an DB-Vorstand Ronald Pofalla adressieren, kündigte er an. Der Bundestag hatte vergangenes Jahr einer Gesetzesänderung zugestimmt, die die Kontrolle der Vegetation an Bahnstrecken erleichtern soll. Es geht vor allem um Betretungsrechte für Bahnpersonal auf Privatgrundstücken, sofern die Eigentümer ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nachkommen.
Behinderungen gibt es aktuell aber nicht nur auf der Schiene, sondern zum Beispiel für Schiffsreisende auf der Ostsee zwischen Rostock und Dänemark. Wie die Fährreederei Scandlines mitteilte, sind die Fahrten zwischen Rostock und dem dänischen Hafen Gedser bis Montagmittag abgesagt.
Quelle: ntv.de, ino/dpa