Lauterbachs Entwurf für Länder Testpflicht für Geboosterte soll fallen
14.12.2021, 13:40 UhrDeutschlandweit gelten bereits 20,5 Millionen Menschen als geboostert. Sie sind in einigen Bundesländern von der Testpflicht bei Veranstaltungen mit 2G-plus-Regeln befreit. Der genaue Gesundheitsminister Lauterbach will diese Regelung deutschlandweit durchsetzen, stößt aber auf Widerstand.
Für Corona-Geimpfte mit Auffrischungsimpfung soll die Testpflicht bei 2G-plus-Regeln künftig entfallen. Das geht aus einem Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums für die Konferenz mit den Länderressortchefs am Nachmittag hervor, der Reuters vorliegt. Allerdings wird vorgeschlagen, dass in "medizinischen und pflegerischen Einrichtungen" zum Schutz besonders gefährdeter Personengruppen weiterhin auch von Dreifach-Geimpften ein negatives Testergebnis verlangt werden soll.
Der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte diesen Schritt bereits angekündigt. Geimpfte mit Auffrischimpfungen noch zum Testen zu schicken, sei medizinisch nicht sinnvoll, sagte der SPD-Politiker der ARD. Auch der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek hält ein Aufheben der Testpflicht für Geboosterte für vertretbar. Diese könne auch "ein zusätzlicher Impfanreiz sein", sagte Holetschek, der derzeit den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz innehat, im ZDF.
Deutschlandweit haben sich bereits 20,5 Millionen Menschen eine Booster-Impfung abgeholt. In einigen Bundesländern sind dreifach Geimpfte auch schon von der Testpflicht ausgenommen. Sie kann beispielsweise bei Veranstaltungen mit 2G-plus-Regeln gelten - Geimpfte und Genesene müssen dann auch einen negativen Corona-Test vorweisen. In Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Baden-Württemberg und im Saarland brauchen Geboosterte einen entsprechenden Nachweis nicht mehr. In Baden-Württemberg und in Thüringen etwa gilt dies auch für Menschen, deren zweite Impfung weniger als sechs Monate zurückliegt, und für Genesene, deren Covid-19-Erkrankung nicht länger als sechs Monate her ist.
Gegenstimmen werden laut
Die Abschaffung der Testpflicht für Dreifach-Geimpfte ist aber nicht unumstritten. "Es ist verfrüht, Menschen mit Booster-Impfung von der Testpflicht zu befreien", sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Ute Teichert, der Funke Mediengruppe. Sie verwies darauf, dass die neue Coronavirus-Variante Omikron auf dem Vormarsch sei und man noch nicht genau wisse, wie gut die Booster-Impfungen dagegen wirkten.
"Solange wir nicht genügend Daten haben, um dies sicher sagen zu können, sollten wir keine voreiligen Schritte gehen" und "bewährte Instrumente wie die Schnelltests aus der Hand geben", sagte Teichert. Hintergrund sind unter anderem Warnungen aus Großbritannien, wonach sich die Omikron-Variante sehr rasch ausbreiten könne.
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnt vor dem Schritt. Vor Weihnachten politische Geschenke zu machen, das werde im Januar abgestraft, sagte Vorstand Eugen Brysch den Funke-Zeitungen. "Mit der Omikron-Variante rollt eine Flutwelle auf Deutschland zu."
Virologe Martin Stürmer hält den Schritt ebenfalls für verfrüht. Selbst wenn es unmittelbar nach der Auffrischungsimpfung einen guten Schutz gegen die Virus-Weitergabe auch bei der neuen Corona-Variante Omikron gebe, sei die Datenlage noch zu unsicher, sagte Stürmer im ZDF. "Deswegen würde ich zum jetzigen Zeitpunkt dafür plädieren, keine Lockerungen für Geboosterte durchzuführen und die Testkapazitäten auszunutzen, um möglichst viel zu erfahren."
PCR-Test nach der Einreise
Darüber hinaus schlägt das Bundesgesundheitsministerium den Ländern vor, die Einreiseverordnung zu verschärfen. So sollen Einreisende aus Virusvarianten-Gebieten künftig zusätzlich zu einem vorgeschriebenen Corona-Test vor Abflug im Ausland auch noch nach der Ankunft in Deutschland einen PCR-Test machen müssen.
"Die betroffenen Einreisenden müssen sich bis zum Vorliegen des Ergebnisses unmittelbar in Quarantäne begeben", heißt es in dem Entwurf. Hintergrund sind Erfahrungen etwa mit Einreisenden aus Südafrika in den Niederlanden, bei denen nach der Ankunft in mehreren Dutzend Fällen die Omikron-Variante nachgewiesen wurde.
Quelle: ntv.de, chr/rts