Lauterbach unterstützt Einfuhr Bayern erlaubt nicht zugelassene Kinder-Antibiotika
30.04.2023, 11:56 Uhr Artikel anhören
Derzeit sind Antibiotika bundesweit so knapp, dass auch für schwer erkrankte Kinder nicht ausreichend Mittel zur Verfügung stehen.
(Foto: picture alliance / Fotostand)
Einige Medikamente sind in Bayern seit Monaten schwer zu bekommen, darunter auch Antibiotika für Kinder. Angesichts des Mangels greift der Freistaat zu einer außergewöhnlichen Maßnahme - und erlaubt vorübergehend die Einfuhr nicht zugelassener, aber "geeigneter" Mittel. Der Bundesgesundheitsminister begrüßt den Vorstoß.
Bayern erlaubt wegen der Lieferengpässe bei Antibiotika-Säften für Kinder vorübergehend die Einfuhr von eigentlich in Deutschland nicht zugelassenen, aber "geeigneten Arzneimitteln". Damit könnten "Pharmagroßhändler, Pharmafirmen und Apotheken unbürokratisch handeln", erklärte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek. "Wir in Bayern lassen nichts unversucht, um die Lage zu verbessern." Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach unterstützte das Vorgehen.
Holetschek verwies darauf, dass auf Bundesebene inzwischen "offiziell ein Versorgungsmangel mit antibiotikahaltigen Säften für Kinder festgestellt wurde". Damit sei es den Landesbehörden möglich, im Einzelfall von Vorgaben des Arzneimittelgesetzes "befristet abzuweichen".
Die Krankenkassen forderte Bayern zudem auf, vorerst keine Zuschläge sowie Erstattungen zu verweigern, "wenn Apotheker einen verschriebenen, aber nicht verfügbaren antibiotischen Saft durch ein selbst hergestelltes Arzneimittel ersetzen". Zudem solle bei in Apotheken hergestellten Antibiotika-Säften nicht erneut die Ausstellung eines Rezepts verlangt werden, wenn das Standardprodukt nicht verfügbar sei.
"Müssen alle Möglichkeiten nutzen"
Kinderärzte in Europa hatten sich wegen des Medikamentenmangels vor dem Wochenende in einem offenen Brief an die Gesundheitsminister in Deutschland und anderen Ländern gewandt. Sie sehen die Gesundheit von Kindern durch die Engpässe "europaweit gefährdet", wie es in dem Schreiben heißt. Die Kinderärzte forderten die Politik dringend auf, "eine ausreichende Produktion und Bevorratung wichtiger Arzneimittel" für Kinder sicherzustellen.
"Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, um die Versorgung mit unentbehrlichen Arzneimitteln kurzfristig und unbürokratisch zu stabilisieren", betonte seinerseits Holetschek. Er verlangte von der Bundesregierung, mehr für die Produktion von Arzneimitteln in Deutschland zu tun. "Der bisherige Kurs schadet dem Arzneimittelstandort Deutschland nachhaltig. Innerhalb weniger Monate stehen wir nun das zweite Mal vor einem großen Engpass."
Die Reaktion Bayerns sei "richtig", schrieb Bundesgesundheitsminister Lauterbach auf Twitter. "Genau für solche unbürokratischen Aktionen der Länder gegen Antibiotika-Lieferengpässe haben wir die Voraussetzungen jetzt geschaffen. Sie sollten genutzt werden."
Quelle: ntv.de, hny/AFP