Panorama

Italiens LebensweiseBei Lavazza trifft Street-Fotografie auf Werbung

06.12.2025, 10:29 Uhr A. Affaticati 1Von Andrea Affaticati, Mailand
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Italienische Lebensart mit und ohne Kaffee auf dem Septemberblatt. (Foto: The 2026 Lavazza Calendar by Alex Webb)

Die italienische Kaffeemarke Lavazza liefert alljährlich einen Kalender für Kunden und Fans. Für das kommende Jahr verpflichtete das Haus einen Meister der Straßenfotografie, um Alltagsmomente festzuhalten, die die "Italianità" ausmachen.

"Pleasure makes us human", lautet das Motto, das das italienische Kaffeeunternehmen Lavazza für den Kalender 2026 ausgesucht hat. Und wenngleich es etwas abgedroschen klingen mag, liegt es irgendwie auch auf der Hand: Wenn es ein Land gibt, mit dem man Genuss und Empathie instinktiv in Verbindung bringt, dann ist es Italien. Das zumindest meint auch der amerikanische Straßenfotograf Alex Webb, den Lavazza für die Herstellung des inzwischen 34. Kalenders ausgesucht hat. Webb ist Mitglied der legendären amerikanischen Fotoagentur Magnum und gilt als einer der besten Straßenfotografen.

Der Fotograf, der im Rahmen der Präsentation in Mailand per Video aus den Vereinigten Staaten zugeschaltet war, kommentierte so das ausgewählte Thema: "Ich war schon immer der Meinung, dass Italien eine ästhetische Tradition besitzt, die sich über die Jahrhunderte erstreckt und noch heute lebendig ist."

Was ist italienischer als ein Espresso-Stopp?

Francesca Lavazza, Mitglied des Geschäftsvorstands und treibende Kraft hinter dieser Initiative, erklärte zur Themenauswahl: "Wir haben beschlossen, ein Italien zu zeigen, das weiter auf menschliche Beziehungen und Momente der Entspanntheit setzt." Es geht dabei um alltägliche und gleichzeitig typisch italienische Momente. Als unverwechselbar italienisch gilt zum Beispiel ein kurzer Stopp im Café, ein Espresso an der Theke und dann gleich wieder zurück in den Alltagstrubel. Lavazza beauftragte Webb also, zwölf Aspekte der "Italianità", der typisch italienischen Lebensweise, zu verewigen. Für manche ist es sogar Lebenskunst.

Normalerweise sucht sich Webb seine Locations selbst aus. Meist sind es Plätze, auf denen viel Trubel herrscht. Es ist die Dynamik, die das Bild hervorbringt. Webbs Aufgabe ist es, den perfekten Moment dieser Dynamik festzuhalten. Beim Kalender hat stattdessen die renommierte Agentur Armando Testa die Location-Auswahl und das Szenenbild übernommen. "Ja, die Szenen wurden vorbereitet und die Abgebildeten sind Schauspieler. Die Herausforderung, im richtigen Moment den Auslöser zu drücken, bleibt aber trotzdem", erklärte der Fotograf.

Das Rezept lautet: Geduld und Serendipity

Die meisten Fotos wurden an bekannten Schauplätzen aufgenommen, die aber wegen des Bildausschnitts - gewollt - nicht erkennbar sind. So zum Beispiel die Januarszene mit den Kindern, die bunte Luftballons hin und her schwenken. Dass es sich um den Comer See handelt, erfährt man nur aus der Bildbeschreibung. Umso lebhafter tritt dafür die Energie der Kinder in den Vordergrund und verleiht dem Bild eine fast greifbare Dynamik.

Während die Szene am See die Lebensfreude verewigt, hält man beim Februarblatt fast den Atem an. Die Szene spielt sich in einem Mailänder Lokal ab. Es ist frühmorgens, das Personal bereitet die Tische vor. Dabei gönnt sich einer der Kellner einen Moment der Verspieltheit und wirft eine Orange in die Luft. Dem Fotografen gelingt es, den Moment des Schwebens so festzuhalten, dass man als Betrachter das Gefühl hat, ihm beizuwohnen.

Um so ein Bild zu machen, braucht man große Meisterschaft, "aber auch Serendipity", fügte der Fotograf hinzu. Es geht also auch um glückliche Zufälle, die es aber vor allem gibt, wenn man Ausdauer hat. Wie wichtig letztere ist, erkennt man am Julifoto. Man sieht vergnügte Jugendliche auf einem Boot, während quer durchs Bild ein athletischer männlicher Körper flitzt. "Der Arme musste Hunderte Male springen, bis ich endlich die richtige Aufnahme hatte", erzählte Webb.

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In neuem Licht war das Aprilblatt plötzlich kein Problem mehr. (Foto: The 2026 Lavazza Calendar by Alex Webb)

Hartnäckigkeit war auch beim Aprilfoto gefordert. Es zeigt vier Priester in schwarzem Talar auf einer Bocciabahn. Webb erzählte, dass das Bild ihn und seine Mitarbeiter stark herausgefordert hat. Es wollte partout keine zufriedenstellende Aufnahme entstehen. Doch dann änderte sich plötzlich das Licht. "Ein Lichtstrahl traf das gegenüberliegende Ende der Bocciabahn. Und wir hatten das Foto." Das war einer dieser Serendipity-Momente.

Details wie Puzzlesteine

Ein weiteres Element, das die Arbeit dieses Fotografen auszeichnet, ist die fast schon futuristisch anmutende Ästhetik. Seine Fotografien sind bunt, bewegt, ein wenig chaotisch. Auch diese Eigenschaften werden vom Bildausschnitt unterstrichen. Die Details erlangen dadurch eine gewisse Eigenständigkeit, werden zu Puzzlesteinen, ohne die das Bild nicht fertig ist.

Die Lavazza-Espresso- oder Cappuccino-Tassen dominieren nicht das Bild, im Gegenteil, man muss sie ein wenig suchen. Das Junibild zeigt zwei junge Frauen an einem farbenfrohen Tischchen auf einer Piazza. Rundherum Leute, die auch an bunten Tischen sitzen. Eine der zwei Frauen hat einen Cappuccino vor sich und tunkt ein Stück Focaccia hinein. Natürlich in eine Tasse mit dem Markenschriftzug.

Wie immer wird der Kalender von Lavazza nur verschenkt. Auf Anfrage von ntv.de heißt es aus der Pressestelle: "Leider kann man den Kalender nicht kaufen - die Auflage ist sehr limitiert und wird nur an ausgewählte Stakeholder von Lavazza vergeben. Das finden wir auch sehr schade!"

Quelle: ntv.de

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