"Hoffen und Beten"Benediktinerinnen im Kloster Engelthal verbinden neuen Papst mit Neuanfang

Der Tod von Papst Franziskus geht auch den Ordensschwestern im Kloster Engelthal nahe. An seinen Nachfolger hat die Äbtissin konkrete Wünsche.
An ihre Begegnung mit dem verstorbenen Papst Franziskus erinnert sich Schwester Elisabeth Kralemann noch lebhaft. Im September 2018 wurde die Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal (Wetterau) zusammen mit anderen Schwestern des Ordens aus aller Welt zu einer Audienz in Rom empfangen. Sie zeigt ein Foto, auf dem der Papst sie lächelnd begrüßt und das aus ihrer Sicht viel von dem Menschen Franziskus zeigt: Sie habe beeindruckt, "dass er wirklich immer jeden Einzelnen so im Blick hatte und gesehen hat", sagt die Ordensschwester.
Nahbar, bescheiden, zugewandt: Diese Eigenschaften verbindet die Benediktinerin mit Franziskus. Er sei an die Ränder gegangen, in entlegene Regionen der Welt, zu den Armen und zu Menschen im Gefängnis, habe sich nicht über andere erhoben und sich sehr für Frieden eingesetzt.
Dass er gestorben ist, habe sie und ihre Mitschwestern sehr bewegt und auch mit Trauer erfüllt. Viele Gebete, Fürbitten und auch Tischlesungen aktueller Berichte während der Mahlzeiten hätten die vergangenen Tage der Trauer geprägt, sagt die Äbtissin.
Äbtissin würde Priesterinnenweihe begrüßen
Dabei bekennt sie auch, dass Reformen in der katholischen Kirche während des Pontifikats von Franziskus aus ihrer Sicht nicht so vorangekommen seien, wie sie sich das gewünscht hätte. Doch sei ihr bewusst, dass Franziskus als Papst die gesamte Weltkirche mit vielen verschiedenen Regionen und Kulturen zusammenhalten und Kompromisse schließen musste.
Die viel diskutierte Priesterweihe der Frau fände die 75-jährige Äbtissin zwar begrüßenswert - doch hätte Franziskus sie tatsächlich eingeführt, hätte dies zu einer Spaltung führen können, meint die Ordensschwester. "Er wollte vielleicht manchmal mehr, aber musste dann Rücksicht nehmen, dass das Ganze nicht zerfällt."
Trotzdem habe es unverkennbar Reformschritte in den rund zwölf Jahren des Pontifikats von Franziskus gegeben: "Was mir gefallen hat, ist, dass der Papst in der letzten Zeit Frauen in Führungspositionen gebracht hat. Ich glaube, das war eine gute Möglichkeit, außerhalb von der Weihe etwas zu tun, um die Frauen zu fördern." Der Anteil der Mitarbeiterinnen im Vatikan liege mit etwa einem Viertel inzwischen so hoch wie nie zuvor.
Frauen als Vermittlerinnen und Brückenbauerinnen
Synodalität und miteinander statt übereinander zu sprechen, seien zentrale Anliegen von Franziskus gewesen. "Ich glaube, das sind wichtige Schritte, die wir auch uns anderswo in der Kirche zu eigen machen können, in den Diözesen. Und ja, da könnte dann auch noch mehr passieren." Ein Diakonat für Frauen wäre der erste Schritt - dem die Priesterinnenweihe irgendwann folgen könnte.
Eine "Kämpferin für Frauenrechte" sei sie nicht, doch könnten Frauen viel Positives in die katholische Kirche einbringen, ist die Äbtissin überzeugt - als Vermittlerinnen und Brückenbauerinnen etwa und als Bewahrerinnen des Lebens.
Auch mit Blick auf die große Zahl der Kirchenaustritte hofft sie, dass die Wahl auf einen reformorientierten Kandidaten fällt. "Es ist wichtig, dass es weitergeht", sagt die Äbtissin. Man könne auch angesichts der vielen Krisen weltweit nur "hoffen und beten", dass die Kardinäle bei der Papstwahl eine gute Entscheidung treffen - und dann auf den weißen Rauch warten.
Benediktinerinnenabtei vor dem Aufbruch
Auch für sie selbst und die anderen Benediktinerinnen des Klosters Engelthal rückt derweil ein Neuanfang näher. Nach über 60 Jahren verlässt die mittlerweile noch aus zwölf Ordensschwestern bestehende Gemeinschaft im Herbst kommenden Jahres die Abtei in der Wetterau und zieht auf den Rochusberg bei Bingen um.
Zunächst wird das Gästehaus zum 30. Juni schließen - eine große Veränderung, wie die Äbtissin sagt. Das Gelände Engelthal mit großem Klostergarten, das die Benediktinerinnen seit 1962 bewirtschaften, werde einfach zu groß und wachse den Schwestern über den Kopf. Die Diakonie Oberhessen will in dem Kloster ein Hospiz einrichten und die Immobilie dafür vom Bistum Mainz pachten. Es gebe eine Absichtserklärung, man sei derzeit in der Planung, heißt es von dem Träger.
Hessen hat damit künftig nur noch zwei Benediktinerinnenabteien, in Fulda und in Rüdesheim am Rhein. Deutschlandweit gehören nach Angaben der Deutschen Ordensobernkonferenz derzeit noch 26 Gemeinschaften zu den Benediktinerinnen, damit sind sie nach den Franziskanerinnen mit 41 Gemeinschaften und vor den Ursulinen mit 23 Gemeinschaften der zweitstärkste Frauenorden.