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Einsatz auch in der Nacht Berliner Polizei meldet neue Löwen-Sichtung

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Raubtier gesucht: Die Berliner Polizei ist weiter mit einem Großaufgebot unterwegs und sichert in der Nacht die Wälder, die mutmaßlich von einer Löwin durchstreift werden. Zuletzt soll das Tier in einem Waldstück in Kleinmachnow gesehen worden sein. Derweil kommt ein Hilfsangebot von unerwarteter Seite.

Das gesuchte Raubtier ist erneut im Grenzgebiet zwischen Berlin und Brandenburg gesichtet worden. Das sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei. Dabei soll es sich um ein Waldstück in Kleinmachnow handeln, wie die "Bild"-Zeitung mit Bezug auf die Einsatzkräfte schreibt. "Wir sind gerade in einer heißen Phase, er wurde gerade gesehen", wird ein Polizist von dem Blatt zitiert. Jogger seien aufgefordert worden, sofort den Wald zu verlassen. Mitarbeiter des Veterinäramtes hätten laut t-online das Waldstück ebenfalls betreten und würden versuchen, sich dem vermuteten Aufenthaltsort des Tieres zu nähern. In der Nacht hätten auch Polizeibeamte die Raubkatze "gesichert", sagte eine Behördensprecherin.

"Bitte meiden Sie die südlichen Waldgebiete Berlins über die Stadtgrenze hinaus", teilte die Berliner Polizei kurz vor Mitternacht auf Twitter mit. "Wir beobachten die Wälder, wir gehen aber nicht mehr in sie hinein", sagte ein Sprecher. 70 Kräfte sicherten das Gebiet über Nacht. Am Morgen soll die Suche fortgesetzt werden. Bis zum Abend waren im Süden der Hauptstadt etwa 220 Polizistinnen und Polizisten in dem Bereich unterwegs, wo es mögliche Sichtungen gab, sagte die Sprecherin der Berliner Polizei, Beate Ostertag. Beteiligt an der Suche seien Veterinärmediziner und der Stadtjäger. Man habe Nachtsichtgeräte und eine Nachtsichtdrohne im Einsatz. Man habe auch schon "Löwengebrüll" gehört, so die Polizei. "Wir werden so lange im Einsatz sein, bis das Tier gefunden ist", sagte Sprecherin Ostertag. Der Einsatz konzentriert sich auf den Bereich Zehlendorf, wo es die möglichen Sichtungen gab.

Parallel dazu setzt auch die Polizei in Brandenburg in der Nacht ihre Suche fort. Mehr als 100 Polizistinnen und Polizisten seien im Einsatz, hieß es. In der Nacht seien mehrere Gruppen unterwegs, sagte ein Polizeisprecher. "Wir gehen jedem Hinweis nach", betonte er. Der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert, kündigte im RBB an, dass professionelle Tierspurensucher in den Wald geschickt würden. Es kann nicht tagelang so weiter gehen", sagte Grubert mit Blick auf den Großeinsatz der Polizei.

Keine Kotspuren oder Pfotenabdrücke in Zehlendorf gefunden

Am Nachmittag war bereits der Königsweg im Bezirk Steglitz-Zehlendorf gesperrt worden. Hinweise führten die Polizei am Nachmittag nach Zehlendorf in den Bereich des Waldfriedhofs - doch die Spur führte ins Leere. "Es fanden sich keine Hinweise oder Spuren, dass das Tier sich dort tatsächlich befunden hat", teilte die Polizei auf Twitter mit. Weder Blut noch Kot oder Pfotenabdrücke deuteten auf seine Präsenz in der Region hin.

Mit einem Großaufgebot waren Polizei und Feuerwehr den ganzen Tag über im Einsatz. Mit Drohnen, Hubschraubern und Wärmebildkameras suchten sie nach dem Tier, unterstützt von Tierärzten und Jägern. Über allem lag die Frage: Woher kommt die Löwin? Aus den Zoos, Tierparks und Zirkussen dieser Region jedenfalls nicht, wie die Polizei in der Nacht herausfand. Dort vermisse niemand eine Großkatze. Private Halter seien in Kleinmachnow nicht bekannt, sagte Bürgermeister Michael Grubert bei einer Pressekonferenz. Er sprach von einer "ernsten Lage".

Die private Haltung von Wildtieren ist in Deutschland Ländersache. In Berlin ist sie verboten, in Brandenburg gibt es keine spezielle Regelung neben der Bundesartenschutzverordnung. Erkenntnisse über eine illegale Haltung wurden am Donnerstag zunächst nicht bekannt. Nach Angaben des Landesumweltamtes ist in Brandenburg die Haltung von 23 Löwen angemeldet. Dabei handle es sich um drei Zirkusunternehmen, zwei Zoos und eine private Haltung.

Aus Sicht des Veterinärmediziners Achim Gruber von der Freien Universität Berlin bleiben Zweifel, ob es sich bei dem gesuchten Raubtier um eine Löwin handelt. "Ich halte es für möglich, dass das eine Löwin ist, bin aber nicht davon überzeugt", sagte Gruber im RBB-Spezial. Als Wissenschaftler sei er vorsichtig. Es gebe viele Argumente dafür, dass es eine Löwin sei. "Aber der letzte Beweis steht für mich noch aus", so Gruber. Die Handy-Aufnahme sei unscharf und durch das Licht könnten Täuschungen entstehen. Er setze auf die Jagdhunde, die nach dem Tier suchten. Wenn diese keine Spuren fänden, sei dies "ein starkes Puzzlestück" gegen die Hypothese, dass man es mit einer Löwin zu tun habe.

Remmo-Sohn meldet sich bei Löwen-Suche

Firas Remmo, Sohn des bekannten Berliner Clanchefs Issa Remmo, hat über seine Instagram-Story sich zur Raubtier-Suche geäußert, wie t-online schreibt. Wer Hinweise zu dem Tier habe, der solle ihm Bescheid geben: "Dann führen wir die Löwin zurück, bevor irgendein Trottel die abknallt", wird Remmo zitiert. Wie die Nachrichtenseite weiter schreibt, hatte Firas Remmo schon mal engeren Kontakt zu einer Raubkatze. Ende 2022 habe er mit einem Tigerbaby in seiner Instagram-Story posiert, was sogar einen SEK-Einsatz auslöste.

Für die Anwohnerinnen und Anwohnern in Kleinmachnow hat derweil ein Wildtierexperte mehrere Hinweise gegeben. Bei einer zufälligen Begegnung mit der mutmaßlichen Löwin nicht plötzlich zu agieren. "Das Wichtigste ist, dass die Tiere das Gefühl haben, die Kontrolle über die Situation zu behalten", sagte Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung der dpa in Berlin. Nach Einschätzung der Polizei handelt es sich bei dem gesuchten Tier wahrscheinlich um eine Löwin. "Was vermieden werden muss, ist der Überraschungseffekt", wenn etwa eine Löwin plötzlich mit einem Menschen konfrontiert werde. "Das ist eine Situation, wo sie einen Kontrollverlust der Situation erlebt." Daraus könnten sich Reaktionen ergeben, weil sich das Tier gefährdet fühlt und sich deswegen eventuell verteidigen würde.

Potsdam teilt Einwohnern mit: "Augen auf"

Die Warnungen beziehen auch auf den Süden Berlins, etwa Steglitz, Marienfelde und Neukölln. Auch die Stadt Potsdam rief ihre Einwohnerinnen und Einwohner zu Wachsamkeit auf: "Augen auf! Potsdam ist nicht weit entfernt", teilte die Stadt auf Twitter mit. Laut Einschätzungen von Expertinnen und Experten aus Zoo und Tierpark in Berlin käme eine Löwin in den Sommermonaten durchaus in einem heimischen Waldstück zurecht. In einem ihr unbekannten Terrain könne davon ausgegangen werden, dass sie sich ins Unterholz zurückziehe und nicht aktiv den Kontakt zum Menschen suche, teilten die Einrichtungen mit. "Auch die Gefahr, dass ein Wildtier auf freier Fläche wie beispielsweise im Wald, Park oder Feld einen Menschen direkt angreift ist geringer, als wenn es sich in einem Wohngebiet in die Enge getrieben und bedroht fühlt."

Noch ungeklärt ist das Schicksal des Tieres, sollte es gefunden werden. Eine Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark sagte, es seien eine Tierärztin und zwei Jäger mit Waffen mit vor Ort. Wenn man das Tier finde, werde entschieden, ob man mit Betäubung arbeite oder es erschießen müsse. Werde ein Tier in freier Wildbahn gefangen, werde Tele-Injektion mit einem Narkosegewehr eingesetzt, sagte May Hokan von der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF). Das könnten am besten etwa Zootierärzte, die mit solchen Situationen auch unter Stress gut umgehen könnten. Die Tierärztin schilderte mögliche Probleme: "Wenn man so einen Löwen trifft, fällt der nicht direkt um und schläft ein. Es gibt eine Stressphase, er hat diesen Pfeil im Hintern, wird erst mal losrennen und Radau machen." Dies dauere einige Minuten, auch abhängig von der Art des Narkosemittels. "Wir haben dann eine schwierige Phase, bevor das Tier einschläft und man sich dem Tier nähern kann", so Hokan. Theoretisch denkbar wäre auch ein Abschuss. "Dabei muss natürlich die Sicherheit gegeben sein, dass da keine Menschen in der Nähe sind. Das ist auch nicht so einfach", sagte die Tierärztin.

Quelle: ntv.de, ysc/ino/dpa

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