Streit um "Vergewaltigerbanden" Britischer Premier Starmer wirft Musk "Lügen" vor
06.01.2025, 15:36 Uhr Artikel anhören
Im nordenglischen Rotherham wurden seit Ende der 1990er Jahre Kinder systematisch von Banden missbraucht.
(Foto: REUTERS)
Der britische Premier Starmer und US-Techmilliardär Musk liefern sich einen heftigen Schlagabtausch. Es geht um den Umgang mit mehr als tausend Vergewaltigungsfällen an Kindern und Jugendlichen in Nordengland vor mehr als zehn Jahren. Starmer wirft Musk "Lügen und Falschinformationen" vor.
Der britische Premierminister Keir Starmer hat dem US-Techmilliardär Elon Musk die Verbreitung von "Lügen und Desinformation" vorgeworfen, nachdem dieser den Umgang der Behörden mit mehr als tausend Vergewaltigungsfällen in Nordengland vor mehr als zehn Jahren heftig kritisiert hatte. Diejenigen, "die Lügen und Falschinformationen verbreiten", interessierten sich nicht für die Opfer, "sondern nur für sich selbst", sagte Starmer, ohne Musk namentlich zu nennen.
Musk hatte Starmer, der zur Zeit der Verbrechen Leiter der britischen Strafverfolgungsbehörde CPS war, in den vergangenen Tagen in einer Reihe von Beiträgen auf seiner Onlineplattform X attackiert. "Wer stand an der Spitze der CPS, als Vergewaltigerbanden junge Mädchen ausbeuten konnten, ohne sich der Justiz stellen zu müssen? Keir Starmer", schrieb Musk dort am Donnerstag. Weiter forderte er eine neue öffentliche Untersuchung der Vorfälle.
Auf den Vorwurf Starmers reagierte Musk mit einer erneuten Beleidigung: "Starmer ist absolut verachtenswert", schrieb der Unternehmer auf X. Wiederholt habe er die "Bitten vieler kleiner Mädchen und ihrer Eltern ignoriert".
Mehr als 1000 Opfer
Vor mehr als zehn Jahren war bekannt geworden, dass in Nordengland über Jahrzehnte hinweg mehr als 1500 Mädchen und junge Frauen vergewaltigt worden waren. In mehreren Gerichtsprozessen wurden Dutzende Männer vor allem aus muslimischen Ländern in Südasien zu zum Teil hohen Haftstrafen verurteilt. Die Opfer waren schutzbedürftige und vor allem weiße Frauen. Eine Sonderkommission hatte mehr als 1100 Kinder identifiziert, die zwischen 1997 und 2013 zum Opfer sexueller Ausbeutung wurden. Polizei und Behörden sollen einer Untersuchung zufolge die Verbrechen jahrelang ignoriert haben.
Medienberichte legten später ein Versagen von Polizei und Sozialarbeitern offen. Diesen war es - aus Angst, rassistisch zu erscheinen - in vielen Fällen nicht gelungen, dem Missbrauch Einhalt zu gebieten. Seit Langem werden die Vergewaltigungen immer wieder auch von Rechtsextremen in Großbritannien aufgegriffen, darunter von dem inhaftierten Tommy Robinson, dessen Freilassung Musk ebenfalls forderte.
Auf die Attacken auf X angesprochen, verteidigte Starmer seine Bilanz als Leiter der CPS. Zudem sagte er, er wolle die Angriffe nicht einzelnen Menschen wie US-Milliardär Musk zuschreiben, allerdings sei "mit einigen der kritischen Äußerungen eine Grenze überschritten" worden.
Musk, der vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump zum Sonderberater berufen wurde, nutzt seit Trumps Wahlsieg seinen Onlinedienst, um sich in die Politik europäischer Verbündeter mit aggressiven Kommentaren einzuschalten.
Dabei unterstützt er Rechtsaußenpolitiker und attackiert vor allem die britische Regierung sowie die Bundesregierung. In den vergangenen Wochen hatte er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundespräsident Frank Walter Steinmeier beleidigt. Zugleich rief er zur Wahl der in Teilen rechtsextremen AfD bei der Bundestagswahl auf.
Quelle: ntv.de, sba/AFP