Giftpläne in Castrop-Rauxel Brüder erwarteten vor Razzia Rizinsamen-Lieferung
11.01.2023, 21:42 Uhr
Spezialkräfte der Feuerwehr in Schutzanzügen bei ihrem Einsatz in NRW.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die unter Terrorverdacht stehenden Brüder aus Castrop-Rauxel sollen kurz vor dem Zugriff auf die Wohnung des 32-Jährigen eine Sendung mit Rizinsamen, aus denen ein tödliches Gift hergestellt werden kann, erwartet haben. Das kann laut Ermittlern anhand von Chatverläufen nachverfolgt werden.
Zwei nach einer Anti-Terror-Razzia in Castrop-Rauxel verhaftete Brüder hatten am Tag vor dem Zugriff oder dem Tag selbst mit einer Lieferung von Rizinsamen gerechnet. Das belegen laut Ermittlerkreisen Chats auf den Handys der beiden Iraner.
Aus den Samen hätten die beiden ein tödliches Gift herstellen können. Ob die Lieferung ankam, ist allerdings unklar. Sowohl bei der Durchsuchung der Wohnung des 32-jährigen Verdächtigen als auch von zwei Garagen hatte man zunächst nichts gefunden. Das Robert-Koch-Institut führt Rizin in der Liste der biologischen Kriegswaffen. Eingenommen, injiziert oder in größeren Mengen eingeatmet, ist es ein höchst wirksames Gift. Gewonnen wird es aus den Samen des Wunderbaums.
Die Ermittlungen gegen den 32-Jährigen und seinen jüngeren Bruder gehen unterdessen weiter. Der Verteidiger des 25-Jährigen sagte "Focus online", er wolle zunächst Akteneinsicht abwarten. Sein Mandant mache zunächst von seinem Schweigerecht Gebrauch.
Die beiden Männer waren Samstagnacht von einem Spezialeinsatzkommando festgenommen worden. Sie sollen versucht haben, sich für einen islamistisch motivierten Anschlag, die Gifte Cyanid und Rizin zu besorgen. Wie weit die möglichen Anschlagspläne fortgeschritten waren und was ein mögliches Ziel gewesen wäre, beantwortete die Generalstaatsanwaltschaft mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht. Die für Terrorismus-Ermittlungen zuständige Bundesanwaltschaft hat bislang von einer Übernahme des Falls abgesehen. Der Generalstaatsanwalt in Düsseldorf wirft den Brüdern die Verabredung zu einem Verbrechen vor. Es gehe um Mord.
Der Jüngere der beiden verbüßte zum Zeitpunkt seiner Festnahme noch eine Strafe wegen versuchten Mordes. Er war 2019 zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt worden. Er war nach wie vor in einer Entziehungsanstalt in Hagen untergebracht, durfte aber angesichts einer Lockerung am Wochenende teils bei Familienangehörigen übernachten, wie die Staatsanwaltschaft Dortmund mitteilte. Auch bei der Anschrift des 25-jährigen Bruders hatte es Durchsuchungen gegeben.
Wie es aus Sicherheitskreisen heißt, wird vermutet, dass der 32-jährige Bruder Anhänger einer sunnitischen islamistischen Terrorgruppe ist. Er soll demnach nicht im Auftrag staatlicher iranischer Behörden gehandelt haben.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa