Rückkehr der heiklen Karikaturen "Charlie Hebdo" legt Mohammed-Titel neu auf
01.09.2020, 14:46 Uhr
Das Motto "Je suis Charlie" ging nach dem Anschlag auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" um die Welt.
(Foto: AP)
Mit der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen zieht die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" den weltweiten Zorn von Muslimen auf sich. 2015 stürmen bewaffnete Islamisten die Redaktionsräume und töten zwölf Menschen. Vor dem Prozessbeginn titelt das Magazin erneut mit den brisanten Zeichnungen.
Zum Prozessbeginn gegen die Beschuldigten des Pariser Anschlags auf "Charlie Hebdo" veröffentlicht die französische Satirezeitung erneut ihre umstrittenen Mohammed-Karikaturen. Das Sonderheft mit der Titelzeile "Tout ça pour ça" (etwa: "Viel Lärm um nichts") soll am Mittwoch erscheinen, teilte das Blatt auf Twitter mit. "Wir werden niemals ruhen. Wir werden niemals aufgeben", schrieb Redaktionsleiter Laurent Sourisseau, alias "Riss", in der Online-Ausgabe. Am 7. Januar 2015 hatten bewaffnete Islamisten die Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" gestürmt und zwölf Menschen erschossen.
Der Mitteilung zufolge werden die Mohammed-Karikaturen auf dem Titelbild erscheinen. Zu sehen sind darauf ein Dutzend Karikaturen, die 2005 erstmals von der dänischen Tageszeitung "Jyllands-Posten" veröffentlicht und 2006 von "Charlie Hebdo" nachgedruckt wurden. Daneben zeige das neue Heft auch eine Karikatur des islamischen Propheten, die vom Zeichner Cabu stamme, der bei dem Terroranschlag 2015 getötet wurde. Mohammed-Karikaturen galten damals als Hintergrund der Attacke auf die Redaktion. Weltweit fühlten sich viele Muslime durch die Abdrucke provoziert, auch "Charlie Hebdo" zog immer wieder den Zorn auf sich.
Bisher hätten sich die Macher von "Charlie Hebdo" davon abgesehen, die Mohammed-Karikaturen noch einmal zu drucken. "Nicht weil es verboten ist, das Gesetz erlaubt es uns. Sondern weil wir einen guten Grund dafür brauchten, einen Grund, der sinnvoll ist und etwas zur Debatte beiträgt", schrieb die Zeitung. Zu Beginn des Prozess sei ein Nachdruck jedoch "unverzichtbar".
Prozess gegen mutmaßliche Terrorhelfer beginnt
Am Mittwoch beginnt vor dem Pariser Schwurgericht der Prozess gegen 14 Angeklagte. Sie sollen die Brüder Chérif und Saïd Kouachi unterstützt haben, die am 7. Januar 2015 die Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" stürmten und kaltblütig zwölf Menschen töteten, darunter einige der bekanntesten Zeichner Frankreichs. Die Kouachi-Brüder selbst wurden nach einer zweitägigen Verfolgungsjagd durch Elitepolizisten aufgespürt und getötet. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin nannte den Prozess historisch. Das Land wird seit Jahren von islamistisch motivierten Terrorakten erschüttert - mehr als 250 Menschen kamen dabei ums Leben.
Drei der 14 Angeklagten können nicht vor Gericht gestellt werden: Sie kamen nach Einschätzung von Geheimdiensten vermutlich in Syrien oder im Irak ums Leben, werden aber weiter mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Quelle: ntv.de, cri/AFP/dpa