Panorama

Erstes FernsehinterviewChelsea Manning dankt Obama unter Tränen

09.06.2017, 18:33 Uhr

Seit knapp einem Monat ist Chelsea Manning frei. Nun äußert sich die ehemalige Soldatin erstmals direkt in einem Interview. Reue zeigt sie keine für den größten Geheimnisverrat in der US-Geschichte.

Im ersten Interview seit ihrer Freilassung hat die Wikileaks-Informantin Chelsea Manning Ex-US-Präsident Barack Obama unter Tränen für die Verkürzung ihrer Haftstrafe gedankt. "Danke", sagte die ehemalige Soldatin im US-Fernsehsender ABC. "Ich habe eine Chance bekommen. Das ist alles, was ich wollte."

Für die Verbreitung von 700.000 vertraulichen Armeedokumenten und Depeschen der US-Diplomatie übernehme sie die Verantwortung, sagte die 29-Jährige weiter. "Niemand hat mir gesagt, das zu tun. Niemand hat mich dazu angeleitet", fügte sie hinzu. Es sei allein ihre Entscheidung gewesen.

Manning hatte die Unterlagen von Militärrechnern heruntergeladen und 2010 der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt. Damals war sie als Obergefreiter Bradley Manning in der Nähe von Bagdad stationiert. Dem Sender sagte sie, die Nachrichten über die Aufstandsbekämpfung an den Kriegsschauplätzen in Afghanistan und im Irak sowie die Berichte über getötete Zivilisten hätten sie erschüttert. Sie hegte demnach die Hoffnung, eine Debatte über die Kriege anstoßen zu können.

Im Mai 2010 wurde Manning festgenommen und im August 2013 zu 35 Jahren Haft verurteilt. Die Strafe verbüßte sie im Militär-Hochsicherheitsgefängnis Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas, wobei sie zwei Selbstmordversuche unternahm. Im April 2014 trug ein US-Gericht Mannings Wunsch Rechnung, sich Chelsea nennen und als Frau leben zu wollen. Später erlaubte die US-Armee ihr auch eine Hormonbehandlung zur Geschlechtsumwandlung.

Mitte Mai kam Manning vorzeitig auf freien Fuß. Kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt hatte ihr Obama den größten Teil der Haftstrafe erlassen. Obamas Nachfolger, der seit Januar amtierende Donald Trump hatte Manning als "Verräterin" bezeichnet, die "niemals" das Gefängnis verlassen dürfe.

Quelle: mbo/AFP

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