Panorama

Um Virus-Ausbreitung zu stoppen China riegelt Millionenstadt Wuhan ab

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Die Zahl der Infektionen mit dem neuen Coronavirus steigt. Angesichts der zu Neujahr zu erwartenden Reisewelle wollen die chinesischen Behörden offenbar verhindern, dass sich das Virus weiter ausbreitet. Sie riegeln deshalb die Stadt Wuhan ab. Die WHO sieht aber vorerst keine Notlage.

Kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest und einer großen Reisewelle hat Peking den Kampf gegen das neue Coronavirus verschärft. Die Regierung stoppt ab Donnerstagmorgen alle Flüge und Züge aus der Stadt Wuhan, die nach derzeitigem Wissensstand der Ursprung des Keims ist. Flughafen und Bahnhöfe werden nach Berichten des staatlichen Fernsehens gesperrt, Bus-, U-Bahn- und Fährlinien werden ausgesetzt.

Wie der staatliche Fernsehsender CCTV unter Berufung auf den Krisenstab in Wuhan berichtete, dürfen die Bewohner die Stadt ab Donnerstag um 10 Uhr (Ortszeit, 3 Uhr MEZ) nur noch mit einer Sondergenehmigung verlassen. Die Behörden versuchen so offenbar, eine weitere Ausbreitung des Virus vom Typ 2019-nCoV zu verhindern. China und andere asiatische Staaten feiern am 25. Januar das Neujahrsfest. Traditionell reisen dann Millionen Chinesen zu ihren Familien durch das gesamte Land.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief trotz der rasanten Zunahme der Infektionen vorerst aber keine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" aus. Ein Expertenrat, der die WHO berät, sah dafür keinen Anlass. Allerdings will er am Donnerstag weiter tagen. "Die Situation ist komplex und in ständiger Entwicklung", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Der Notfallausschuss empfahl, den Informationsaustausch unter den Staaten weiter zu verbessern, wie der Vorsitzende Didier Houssin sagte. Allerdings waren sich die Mitglieder des Notfallausschusses in der Beurteilung der Situation nicht einig, sagte Houssin. Etwa die Hälfte der Mitglieder sei für die Erklärung einer Notlage von internationaler Tragweite gewesen. Der Ausschuss bestand nach WHO-Angaben aus 16 Mitgliedern.

Bundesregierung warnt vor Alarmismus

Zuletzt teilten die chinesischen Behörden mit, dass sich die Zahl der Todesopfer von 9 auf 17 erhöht hat. Die Zahl der mit dem Erreger infizierten Menschen allein in der zentralchinesischen Provinz Hubei mit der Hauptstadt Wuhan liegt nach Angaben der dortigen Behörden mittlerweile bei 444. Insgesamt wurde das Virus bei 544 Menschen nachgewiesen, wie die chinesische Ausgabe der "Global Times" im Kurznachrichtendienst Weibo berichtete. In Europa gab es bisher keine Nachweise.

Auch die Bundesregierung warnt vor "Alarmismus", verfolgt die Ausbreitung des Coronavirus aber "aufmerksam". Das Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland sei "sehr gering", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Berlin. Es gebe keinen Grund, "in Alarmismus zu verfallen". Auch das Auswärtige Amt sieht vorerst von einer Reisewarnung für China ab. Die EU-Präventionsbehörde ECDC sprach von einem moderaten Risiko, dass der Erreger in die Europäische Union eingeschleppt wird. Noch sei unklar, wie schwerwiegend und wie tödlich die Krankheit sei, meinte ECDC-Direktorin Andrea Ammon.

Das Virus sei "weniger gefährlich" als der Sars-Erreger, erklärte der Sprecher von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Ihm zufolge ist Deutschland "gut vorbereitet". Nach den Erfahrungen mit Epidemien wie Sars oder Ebola sei auch die internationale Abstimmung gut. Das neue Virus gehört zur selben Art wie das, das 2002/2003 die Sars-Pandemie ausgelöst hat. Damals kamen etwa 800 Menschen ums Leben. Das neue Virus soll nach derzeitigem Stand eine harmlosere Variante sein. Sars-Viren gehören zu den Coronaviren, die oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen verursachen. Allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Mers dazu. Eine Pandemie ist eine länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Infektionskrankheit.

Mehr zu Coronaviren lesen Sie hier.

Als Ausgangspunkt des Virustyps 2019-nCoV, der Atemwegserkrankungen verursacht, gilt ein Tiermarkt in Wuhan. Forscher gehen davon aus, dass die Infektion ursprünglich von Tieren ausging und das Virus sich anschließend von Mensch zu Mensch weiterverbreitete. Die Regierung in Peking warnte davor, dass das Virus mutieren und sich dann noch schneller ausbreiten könnte.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

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