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Geld von Versicherung bekommen Chirurg mit Amputationsfetisch wegen Betruges verurteilt

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Hopper genoss die Aufmerksamkeit, die er durch die Amputationen bekam, so das Gericht.

Hopper genoss die Aufmerksamkeit, die er durch die Amputationen bekam, so das Gericht.

(Foto: Instagram/bionicsurgeon)

Zunächst sieht es nach einem Schicksalsschlag aus. Einem britischen Chirurgen müssen beide Unterschenkel amputiert werden. Doch nun ist klar: Er hatte seine Beine mit Trockeneis eingefroren, um sie aus sexuellen Gründen amputieren zu können.

Ein britischer Gefäßchirurg ist wegen des Versicherungsbetruges in einem besonders bizarren Fall schuldig gesprochen worden. Der 49-jährige Neil Hopper führte Hunderte Amputationsoperationen durch, bevor ihm selbst im Mai 2019 nach einer "mysteriösen Krankheit" beide Unterschenkel amputiert werden mussten.

Gegenüber seiner Versicherung wurde der medizinische Eingriff mit einer drohenden Sepsis begründet. Hopper machte dabei Versicherungsansprüche in Höhe von umgerechnet mehr als 500.000 Euro geltend. Nach den Amputationen war Hopper mit Beinprothesen nach knapp sechs Monaten wieder berufstätig.

2023 wurden die Behörden auf Hopper im Zuge von Ermittlungen gegen den Betreiber der Website EunuchMaker aufmerksam. Der Mann war im vergangenen Jahr zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der von ihm geleitete Ring für extreme Körpermodifikationen führte Kastrationen, Penisentfernungen und andere Eingriffe an Menschen ab 16 Jahren durch.

Beine mit Trockeneis eingefroren

Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass sich Hopper die Verletzungen, die zur Amputation führten, selbst beigebracht hatte. Er habe seine eigenen Beine mit Eis und Trockeneis eingefroren, sodass sie amputiert werden mussten, sagte Staatsanwalt Nicholas Lee im Prozess. Hopper sei von "Gier" in Versuchung geführt worden und habe das Interesse der Medien an seinem Fall "genossen", so Lee. Das von den Versicherungen gezahlte Geld gab Hopper demnach für einen Wohnwagen, einen Whirlpool, einen Holzofen und Bauarbeiten aus.

"Seine Motive waren eine Kombination aus der Besessenheit, Teile seines eigenen Körpers zu entfernen, und einem sexuellen Interesse daran", sagte der Staatsanwalt. Hoppers Verteidiger zufolge litt sein Mandant seit seiner Kindheit an Körperdysphorie. Seine Füße seien für ihn ein "unwillkommenes Extra" und ein "anhaltendes, nie endendes Unbehagen" gewesen. Hopper bereue die Amputationen nicht, bedauere aber seine Unehrlichkeit in Bezug auf ihre Ursache "zutiefst".

Hopper wurde schließlich wegen Versicherungsbetruges und Besitzes extremer Pornografie zu zwei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte nach Überzeugung des Gerichts von der Webseite EunuchMaker drei Videos gekauft, in denen Männer gezeigt wurden, die sich freiwillig die Genitalien entfernen ließen. Außerdem tauschte er mit dem Betreiber der Webseite etwa 1500 Nachrichten über seine eigenen Unterschenkelamputationen und deren Durchführung aus. Dabei wurde auch die Frage erörtert, wie viel Trockeneis er für die Schädigung seiner Füße und Unterschenkel verwendet hat.

Trotz der Zusicherungen von Vertretern des Nationalen Gesundheitsservice, dass die Vorwürfe in keiner Weise Hoppers Handeln als Arzt betreffen, reagierten ehemalige Patienten extrem verunsichert auf die Enthüllungen. Sie fordern eine Untersuchung von Hoppers Behandlungen, aus Angst, diese könnten unnötig gewesen sein.

Quelle: ntv.de, sba

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