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"Ich wollte schon immer töten" Das weiß man über den Prager Todesschützen

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Er ist ein guter Student, gilt bei Nachbarn und Studenten als introvertierter "Nerd". Insgeheim trägt sich der 24-jährige spätere Amokläufer von Prag aber offenbar schon lange mit dem Gedanken, möglichst viele Menschen zu ermorden.

Ein 24-Jähriger hat an der Prager Karls-Universität ein Massaker angerichtet, das schlimmste seit der tschechischen Staatsgründung im Jahr 1993. Der Student erschoss dort 14 Menschen, zuvor hatte er mutmaßlich bereits seinen Vater ermordet. Die Polizei prüft zudem Verbindungen zu einem weiteren Tötungsdelikt in der vergangenen Woche. Was ist über den Täter und sein Motiv bekannt?

David K. studierte selbst an der Philosophischen Fakultät der Hochschule, die er als Schauplatz seines Amoklaufs auswählte. Er hatte einen Bachelor-Abschluss in Geschichte und Europastudien und absolvierte ein Masterstudium mit Schwerpunkt auf der Geschichte Polens. Seine Bachelorarbeit, die unter anderem den galizischen Bauernaufstand behandelte, brachte ihm einem Medienbericht zufolge einen Preis des Polnischen Instituts in Prag ein.

Während seines Studiums lebte David K. in Hostoun, dem Ort, in dem er aufgewachsen war, etwa 20 Kilometer nordöstlich vom Prager Zentrum gelegen. Nach Informationen des "Telegraph" wohnte er mit seinem Vater in einem großen Haus, ob auch weitere Familienmitglieder dort lebten, ist nicht bekannt. Ein Nachbar beschrieb ihn gegenüber lokalen Medien als "introvertierten Typ, seltsam, wahrscheinlich wie jeder andere Nerd". Kommilitonen bestätigen den Eindruck: "Er war ein ruhiger Typ, ein introvertierter Mensch. Er hat nicht viel mit uns geredet", sagte einer der Studenten, mit denen er den Abschluss gemacht hatte.

Der Täter führte ein "Tagebuch" bei Telegram

Dass David K. mit massiven psychischen Problemen zu kämpfen hatte, offenbarte er in einem Telegram-Kanal, den er am 9. Dezember anlegte, zunächst aber für die Öffentlichkeit geschlossen hielt. Der Kanal solle ein "Tagebuch" sein über sein Leben vor dem Amoklauf, schrieb er dort. Was er vorhatte, machte er unmissverständlich klar: "Ich möchte eine Schulschießerei veranstalten und möglicherweise Selbstmord begehen", kündigte er an. "Ich wollte schon immer töten. Ich dachte, ich würde in der Zukunft ein Wahnsinniger werden". In den folgenden Tagen folgten kurze Einlassungen, aus denen Welthass und Todessehnsucht sprechen. "Ich hasse die Welt und ich will so viel Schmerz wie möglich hinterlassen", schrieb er am 17. Dezember, vier Tage vor der Tat.

Seine Vorbilder fand er laut eigenen Angaben in zwei Fällen in Russland: Bei dem Schulmassaker, das ein 19-Jähriger im Mai 2021 in Kasan verübt hatte, sei ihm klar geworden, dass es viel lohnender sei, einen Massenmord zu verüben als Serienmorde. Der Schütze hatte damals neun Menschen getötet. Nach dieser Tat habe er "gewartet", "geträumt" und "gewollt", so David K. Den Ausschlag habe dann aber der Schusswaffenangriff einer 14-Jährigen in Brjansk am 7. Dezember gegeben. Sie hatte in ihrer Klasse mit einem Jagdgewehr um sich geschossen und eine Mitschülerin getötet, bevor sie sich selbst richtete. "Es war, als sei sie mir aus dem Himmel zur richtigen Zeit zu Hilfe gekommen", schrieb David K. bei Telegram. Wenige Stunden vor der Tat machte er den Kanal öffentlich zugänglich.

David K. hatte offenbar eine große Affinität zu Waffen. Er soll einen amtlichen Waffenschein besessen haben, der es ihm erlaubte, Schusswaffen legal zu erwerben, was er auch tat. Medienberichten zufolge war er Kunde eines Waffenladens in Prag. Laut Polizei soll er bei seinem Angriff an der Universität über ein "riesiges Waffen- und Munitionsarsenal" verfügt haben, mit dem er noch deutlich mehr Menschen hätte töten können.

Möglicherweise kommen zu den 15 Menschen, die K. am 21. Dezember umgebracht hat, zwei weitere Morde. Vergangene Woche wurden in einem Wald im Osten von Prag ein 31 Jahre alter Mann und seine zwei Monate alte Tochter bei einem Spaziergang erschossen. Ermittler gehen laut eigenen Angaben derzeit davon aus, dass es einen Zusammenhang gibt.

Quelle: ntv.de

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