Panorama

Bis zu 20 Meter hohe Wellen "Der Orkan erreicht jetzt seinen Höhepunkt"

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Das Meer vor Granville im Nordwesten Frankreichs auch hier tobt Orkan "Ciarán".

Das Meer vor Granville im Nordwesten Frankreichs auch hier tobt Orkan "Ciarán".

(Foto: picture alliance/dpa/MAXPPP)

Die stürmische Wetterlage führt in weiten Teilen Europas zu bedrohlichen Windgeschwindigkeiten, teils in Hurrikan-Stärke. Laut ntv-Wetterexperte Björn Alexander ist der Orkan einer der stärksten Stürme, den Frankreich und der Süden Englands bislang erlebt haben. Nun zieht er weiter Richtung Norden.

ntv.de: Über Westeuropa wütet Orkan "Emir", der international den Namen "Ciaran" trägt. Wie heftig ist der Sturm?

Björn Alexander: Für die am schlimmsten betroffenen Regionen in Westfrankreich beziehungsweise der Bretagne sind die Windgeschwindigkeiten kurzzeitig durchaus vergleichbar mit einem Hurrikan der Stufe 2 bis 3 (von 5). Die Spitzen lagen zuletzt bei fast 210 Kilometern je Stunde (km/h). Das ist zwar meines Wissens nach bis jetzt noch nicht offiziell bestätigt, dennoch bewegen sich auch andere Messungen bei über 180 bis 200 km/h. Damit sind schon etliche Rekorde gebrochen.

Welche Auswirkungen hat der Sturm auf das Meer und die Wellen?

Die Wellenhöhe bewegt sich bei 10 bis 15 Metern. Einzelne Wellen können aber - je nach den Strömungsgegebenheiten - durchaus bis zu 20 Meter Höhe erreichen.

Was ist im weiteren Verlauf zu erwarten?

Der Orkan erreicht jetzt seinen Höhepunkt und zieht gen Norden weiter. Hierbei drohen zuerst nach wie vor Böen in der Größenordnung von um die 200 km/h mit entsprechend schwerster See. "Emir" ist dementsprechend einer der stärksten Stürme, den Frankreich und der Süden Englands je erlebt haben. Ebenfalls sehr heftig erwischt der Sturm die Küsten von Belgien und den Niederlanden sowie Teile Spaniens.

Und bei uns in Deutschland?

Hierzulande gibt es insbesondere für die Westhälfte Sturm- und Gewitterwarnungen. So wurden zuletzt zum Teil Spitzen von 70 bis um die 100 km/h gemessen. Von Orkanböen bleiben wir wahrscheinlich verschont. Dennoch ist die Lage vor allem durch Windbruch an den belaubten Bäumen zum Teil sehr gefährlich. Außerdem stehen noch weitere, teilweise intensive Wetter-Ereignisse bevor.

Wo liegt der Fokus genau?

Zuerst einmal im Bereich Norditalien, Slowenien, Kroatien und Kärnten mit neuem, teilweise ergiebigem Regen. Dort sind - je nach Wettermodell - binnen kurzer Zeit zwischen 200 und 300 Liter je Quadratmeter nicht auszuschließen. Das Fatale: Die Wassermassen treffen auf bereits durchnässte Böden und volle Flüsse. Eine üble Gemengelage mit hoher Wahrscheinlichkeit für Erdrutsche, Murenabgänge und Überschwemmungen. Parallel dazu spitzt sich die Lage auch über Westeuropa erneut zu. Vom Atlantik formiert sich mit Tief "Fred" nämlich bereits das nächste Sturmtief.

Welche Zugbahn hat "Fred" und wird er ähnlich heftig wie sein rekordverdächtiger Vorgänger?

Die Wettercomputer lassen ihn am Samstag und in der Nacht zum Sonntag weiter südlich auf europäisches Festland treffen. Im Bereich der Biskaya, also eher in Südwestfrankreich und Nordspanien. Dabei spricht vieles dafür, dass er nicht ganz so intensiv wird. Dennoch drohen abermals Orkanböen, die stellenweisen bis um die 140 bis 160 km/h erreichen können.

Mit Folgen für Deutschland?

Auch bei uns wird es von Westen her wieder stürmisch. Außerdem nimmt über den Alpen der Föhn an Fahrt auf. Vom Hauptsturmfeld bleiben wir aber - nach jetzigem Stand - glücklicherweise verschont.

Ein weiteres Thema, das uns im November umtreibt, sind die ersten Gehversuche des Winters. Wie ist da der Stand?

ntv-Meteorologe Björn Alexander

ntv-Meteorologe Björn Alexander

(Foto: ntv)

Auf jeden Fall bietet das wilde Hin und Her jetzt im höheren Bergland dem Frühwinter wiederholt Chancen. Zuerst sinkt die Schneefallgrenze gegen 1000 Meter, bevor es am Wochenende wieder milder wird. Allerdings sind auch nächste Woche Einschübe kälterer Luft mit im Rennen, sodass sich der Bergwinter nachhaltiger in Stellung bringen könnte. Alles in allem bleibt die Lage extrem abwechslungsreich.

Worauf können wir uns im Detail in den nächsten Tagen einstellen?

In der Westhälfte verläuft das Wochenende durch die Nähe zu den Tiefs meistens trüb und mitunter nass. Richtung Osten sieht es unterdessen freundlicher und trockener aus. Bevorzugt in der Westhälfte weht wiederholt ein starker bis stürmischer Wind, der an der Küste und auf den Bergen mit Sturmstärke, auf den Gipfeln auch mit Orkanböen einhergeht.

Bei welchen Temperaturen?

Am Samstag bei 9 bis 13 und am Sonntag bei 9 bis 15 Grad. Nächste Woche zeigt der Trend tendenziell etwas abwärts, mit meist um die 7 bis 13 Grad und einem weiterhin lebhaften Wind. Die besten Chancen auf beständigeres Wetter hat der Südosten, während es im großen Rest unbeständig bleibt.

Kein stabiles November-Hoch in Sicht?

Vorerst einmal nicht, was wiederum durch die Langfristprognosen ziemlich gut gestützt wird. Demnach verläuft der November nämlich über West- und Südwesteuropa bis ans zentrale Mittelmeer und bis nach Deutschland zu nass bis viel zu nass. Kurzum: Die Tiefdruckgebiete haben die erste Reihe besetzt und wollen so schnell noch nicht wieder gehen.

Quelle: ntv.de

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