"Steigt nicht vom Kreuz herab" Deutscher Kardinal: Der Papst tritt nicht zurück
23.02.2025, 12:47 Uhr Artikel anhören
Papst Franziskus wird in der Gemelli-Klinik in Rom behandelt, davor wacht eine Statue von einem seiner Vorgänger, Papst Johannes Paul II.
(Foto: IMAGO/Agencia EFE)
Die Sorge um den Papst wächst: Wieder muss er mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden. Er selbst bittet die Gläubigen, für ihn zu beten. Kardinal Müller äußert sich indes zu Gerüchten, der Franziskus könne wie sein Vorgänger handeln.
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist Spekulationen über einen möglichen Rücktritt von Papst Franziskus entgegengetreten. Eine Abdankung sei für ein Oberhaupt der katholischen Kirche "keine Option", sagte der Kardinal der italienischen Tageszeitung "Il Messaggero". "Man steigt nicht vom Kreuz herab."
Franziskus liegt seit zehn Tagen in einem Krankenhaus in Rom. Er leidet nach Angaben seiner Ärzte an einer Lungenentzündung. Müller äußerte sich in dem Interview kritisch zum Rücktritt von Franziskus' deutschem Vorgänger Benedikt XVI., der 2013 überraschend abgedankt hatte. "Ich habe die Gründe für diesen Schritt nie verstanden", sagte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation.
"Ich bin skeptisch gegenüber jedem päpstlichen Verzicht, nur weil man sich erschöpft fühlt und nicht mehr zurechtkommt. Dies untergräbt das Prinzip der sichtbaren Einheit der Kirche", fügte der Kardinal hinzu. "Deshalb darf der Verzicht nicht zu einer normalen Angelegenheit werden wie das Ausscheiden aus einem Unternehmen."
Ruhige Nacht im Krankenhaus
Die Sorge um Papst Franziskus ist groß: An diesem Sonntag wurde Franziskus wieder mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche habe über einen Schlauch in der Nase Unterstützung beim Atmen bekommen, hieß es aus seiner Umgebung. Insgesamt habe sich sein Zustand nach einer Krise am Vortag aber entspannt. Der Vatikan hatte in einer Mitteilung von Samstagabend berichtet, Franziskus' Zustand sei kritisch. Er sei nicht "außer Gefahr".
Papst Franziskus appellierte indes aus dem Krankenhaus heraus an die katholischen Gläubigen weltweit, für ihn zu beten. Im Sonntagsgebet des Kirchenoberhaupts, das wegen seiner Lungenentzündung dieses Mal nur schriftlich verbreitet wurde, bedankte sich der 88-Jährige für all die Unterstützung, die er erhalten habe. Insbesondere dankte er seinen Ärzten im Gemelli-Krankenhaus in Rom, wo er seit zehn Tagen behandelt wird.
"In diesen Tagen habe ich viele Botschaften der Zuneigung erhalten. Besonders berührt haben mich die Briefe und Zeichnungen von Kindern", heißt es in dem Sonntagsgebet des Papstes. "Ich vertraue alle der Fürsprache Marias an und bitte Sie, für mich zu beten." Weltweit gibt es 1,4 Milliarden Katholiken.
Zweitältester Papst der Geschichte
Wegen seiner Erkrankung konnte Franziskus das Gebet nicht von einem Fenster des Apostolischen Palastes im Vatikan aus zu Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz sprechen. So ist das normalerweise üblich. Schon am vergangenen Sonntag hatte er darauf verzichten müssen.
Franziskus wird seit Mitte des Monats in der Gemelli-Klinik behandelt, einem Universitätskrankenhaus. Der 88-Jährige - inzwischen zweitältester Papst der Geschichte - hat schon seit der Zeit vor Weihnachten Probleme mit den Atemwegen. In der Klinik stellten die Ärzte eine Lungenentzündung fest, die beide Lungenflügel erfasst hat. Die Infektion hat demnach verschiedene Erreger. Die Ärzte nennen das Krankheitsbild "komplex". In einem so hohen Alter gilt eine Lungenentzündung als sehr gefährlich.
Der Argentinier hat nach Angaben der Klinik Anweisung gegeben, aus seinem Gesundheitszustand kein Geheimnis zu machen. Morgens und abends wird schriftlich darüber informiert. Zudem gaben die Ärzte am Freitag eine Pressekonferenz, in der sie davon sprachen, dass das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken "nicht außer Gefahr" sei. Ein namentlich nicht genannter Kardinal sagte der Zeitung "La Repubblica", ähnlich wie zuvor der Papst: "Jetzt können wir nur noch beten."
Quelle: ntv.de, ghö/dpa