Panorama

Stöße auch in Indien zu spüren Dutzende Tote und Verletzte bei Erdbeben in Tibet

Ein schweres Erdbeben erschüttert Tibet. In der Region um die zweitgrößte Stadt Shigatse fordert der Erdstoß mehr als 100 Tote. Nahezu 190 Menschen werden Behördenangaben zufolge verletzt. Schnelle Hilfe ist gefragt, denn die Temperaturen sind äußerst niedrig.

Bei einem Erdbeben in der Himalaya-Region Tibet im Südwesten Chinas sind laut Berichten der Staatsmedien mindestens 126 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 188 weitere Menschen wurden nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua bei dem Erdstoß der Stärke 6,8 verletzt. Hunderte Häuser wurden zerstört. Auch im Nachbarland Nepal sowie in Teilen Indiens waren Erschütterungen zu spüren.

Das chinesische Staatsfernsehen zeigte Aufnahmen von zerstörten Häusern mit Rissen in den Wänden, abgedeckten Dächern und auf dem Boden verstreuten Steinen. Die Situation sei "sehr ernst", sagte der 34-jährige Sangji Dangzhi, dessen Supermarkt im Bezirk Tingri schwer beschädigt wurde, der Nachrichtenagentur AFP am Telefon. Den ganzen Tag über hätten Krankenwagen Menschen in Krankenhäuser gebracht.

Nach Angaben der chinesischen Erdbebenwarte ereignete sich das Beben nahe der Grenze zu Nepal am Dienstagmorgen um 09.05 Uhr Ortszeit. Das Epizentrum befand sich demnach etwa 370 Kilometer südwestlich der Regionalhauptstadt Lhasa. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke des Erdstoßes mit 7,1 an. Auch Nachbeben wurden registriert.

Auf vom Staatsfernsehen veröffentlichten Aufnahmen von Überwachungskameras war zu sehen, wie Menschen durch die Gänge eines Geschäfts rannten, während die Regale heftig wackelten und Gegenstände wie Spielzeug zu Boden fielen. Chinas Präsident Xi Jinping sagte "umfassende Such- und Rettungsmaßnahmen" zu und versicherte, die Menschen würden ins Warme und in Sicherheit gebracht. Nach Angaben der Behörden wurden mehr als 3400 Rettungskräfte und mehr als 340 Mitarbeiter der Gesundheitsdienste entsandt.

Die Temperaturen in der Region liegen derzeit bei minus acht Grad und können laut dem chinesischen Wetterdienst nachts auf minus 16 Grad fallen. Laut Xinhua wurden Baumwollzelte, Steppdecken und Hilfsmittel für hochgelegene und kalte Gebiete in die vom Beben betroffene Region gesandt.

Dalai Lama "tief betrübt"

Aus der Stadt Lhatse 65 Kilometer vom Epizentrum entfernt berichtete der 23-jährige Tourist Meng Lingkang, viele Häuser seien beschädigt. "Einige der älteren Häuser sind eingestürzt, und viele Ziegelstein-Gebäude haben große Risse."

In dem betroffenen Bezirk Tingri in der autonomen Region Tibet leben rund 62.000 Menschen. Er befindet sich auf der chinesischen Seite des Mount Everest. Tingri gehört zum Verwaltungsgebiet der Stadt Shigatse, dem traditionellen Amtssitz des Panchen Lama, einer der wichtigsten spirituellen Personen im tibetischen Buddhismus nach dem Dalai Lama.

Der Dalai Lama zeigte sich "tief betrübt" über die vielen Toten und zahlreichen Verletzten sowie über die massive Zerstörung von Häusern in Tibet. Das im Exil lebende geistliche Oberhaupt der Tibeter erklärte, er bete für die Todesopfer. Zudem wünsche er allen Verletzten eine rasche Genesung.

Etliche Erdbeben in den vergangenen Jahren

Auch im Nachbarland Nepal waren die Erschütterungen zu spüren. Neben der Hauptstadt Kathmandu bebte auch in Gebieten um Lobuche im Hochgebirge nahe des Everest die Erde. Schäden oder Todesopfer wurden nach Angaben des nepalesischen Innenministeriums nicht gemeldet.

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Nach Angaben des chinesischen Staatsfernsehens CCTV gab es in den vergangenen fünf Jahren im Umkreis von 200 Kilometern um das aktuelle Beben in Shigatse 29 Erdbeben mit einer Stärke von 3 oder mehr. Alle waren jedoch schwächer als das jetzige Beben.

Nepal wird häufig von Erdbeben erschüttert. Das Land liegt an einer Stelle, an der die indische und eurasische Kontinentalplatte zusammenstoßen, wodurch das Himalaya-Gebirge entstand. 2015 waren in Nepal bei einem Beben der Stärke 7,8 fast 9000 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 22.000 Menschen wurden damals verletzt. Zahlreiche historisch und kulturell bedeutende Bauwerke wurden dabei schwer beschädigt, unter anderem im bei Touristen beliebten Kathmandu-Tal.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/rts/dpa

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