"Lediglich Spekulationen"Egypt-Air-Crash: Behörde dementiert Explosion

Gab es vor dem Absturz der Egypt-Air-Maschine eine Explosion an Bord? Die ägyptischen Ermittler halten das für plausibel. Schließlich seien nur kleine Körperteile gefunden worden, was auf eine Explosion hinweise. Dem widerspricht der Chef der Rechtsmedizin.
Informationen über eine mögliche Explosion an Bord der Egypt-Air-Maschine vor ihrem Absturz über dem Mittelmeer haben für Verwirrung gesorgt. Die ersten forensischen Untersuchungen der geborgenen Körperteile von Insassen deuteten auf eine Explosion an Bord des Flugzeuges hin, hieß es aus der ägyptischen Untersuchungskommission. Der Leiter der ägyptischen Behörde für Rechtsmedizin, Hischam Abd al-Hamid, bezeichnete diese Berichte jedoch als unwahr. Es seien lediglich Spekulationen, die nicht von seiner Behörde veröffentlicht worden seien.
Der Quelle innerhalb der Untersuchungskommission zufolge wurden bislang nur kleine Körperteile gefunden. Dies deute darauf hin, dass das Flugzeug bereits in der Luft auseinander gerissen sei und nicht erst beim Aufprall auf dem Wasser. Weitere forensische Analysen werden demnach vorgenommen, um herauszufinden, ob die mögliche Explosion von einem Sprengsatz an Bord oder etwas anderes verursacht worden ist.
Bisher keine Hinweise auf Sprengstoff
Ein mit dem Fall befasster Experte erklärte nun: "Weder auf Trümmern noch auf Gliedmaßen wurden bisher Sprengstoffspuren entdeckt". Auch wenn es Hinweise auf eine Explosion gebe, deute dies nicht automatisch auf einen Anschlag hin. Zuletzt hatte es geheißen, dass an Bord des Flugzeuges unmittelbar vor dem Absturz ein Rauchalarm ausgelöst wurde.
"Bei einem abstürzenden Flugzeug gibt es zwangsläufig irgendwann eine Explosion", sagte ein zweiter Experte. "Entweder in der Luft, wegen einer Explosion infolge eines Schadens oder eines Verbrechens. Oder wenn das Flugzeug auf das Meer aufschlägt nach einem Absturz aus elf Kilometern Höhe." In allen Fällen werde der Rumpf in Stücke gerissen. "Das bringt die Ermittlungen nicht voran - so lange es keine Sprengstoffspuren gibt."
Suche gestaltet sich als schwierig
Flug MS804 von Paris nach Kairo war am Donnerstag über dem Mittelmeer von den Radarschirmen verschwunden, 66 Menschen waren an Bord. Die ägyptischen Behörden hatten einen Anschlag zunächst als wahrscheinlichsten Grund für den Absturz genannt, waren dann aber zurückgerudert. Seit Sonntag werden sterbliche Überreste der Opfer in Kairo analysiert.
Exakte Hinweise versprechen sich die Ermittler von Flugdatenschreiber und Stimmrekorder, die noch auf dem Grund des Mittelmeers vermutet werden. Die Suche und Bergung der Geräte könnte noch mehrere Tage andauern, hieß es aus Ermittlerkreisen. Der Umkreis, in dem sich die Geräte befinden könnten, habe einen Durchmesser von 40 Seemeilen (74 Kilometern).