Panorama

Misstrauen und Entfremdung Einsamkeit wird zum Problem für Politik

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Zehn Prozent der Menschen im Alter 16 bis 30 Jahren in Deutschland sind der Studie zufolge stark einsam.

Zehn Prozent der Menschen im Alter 16 bis 30 Jahren in Deutschland sind der Studie zufolge stark einsam.

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Einsamkeit gilt lange als persönliches Problem Einzelner. Inzwischen wird jedoch immer deutlicher, welche Auswirkungen das Phänomen auf die Gesellschaft hat. Eine neue Studie zeigt, dass Einsamkeit auch zum Problem für die Politik werden kann.

Einsamkeit kann einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge das Vertrauen jüngerer Menschen in Politik und Demokratie untergraben. Jüngere, die sich selbst als einsam empfinden, fühlen sich in ihren Interessen und Ansichten stärker übergangen, wie die Stiftung in Gütersloh unter Verweis auf die Ergebnisse einer Befragung von 16- bis 30-Jährigen in Deutschland berichtete. Demnach fühlen sich etwa zehn Prozent von ihnen stark einsam.

Das Misstrauen gegenüber Politik und Demokratie ist in dieser Gruppe der stark Einsamen wiederum stärker ausgeprägt als bei den weniger einsamen Gleichaltrigen. 76 Prozent der stark Einsamen vertreten die Meinung, dass die Politik die Sorgen der jungen Generation nicht ernst nimmt. Bei den nicht einsamen 16- bis 30-Jährigen sind es mit 61 Prozent deutlich weniger.

Rund 50 Prozent der stark einsamen jüngeren Menschen glauben demnach nicht, dass Politikerinnen und Politiker auf der Bundesebene ihre Ansichten und Werte vertreten. Unter ihren nicht einsamen Altersgenossen sind es 35 Prozent. Laut Studie könnte dies bei der Verfestigung des Einsamkeitsgefühls eine Entfremdung von der Demokratie und politisches Desinteresse befördern.

Austausch- und Begegnungsräume fehlen

Betroffene könnten demnach auch anfälliger für populistische Positionen werden. "Einsame junge Menschen zweifeln sehr daran, dass Politik ihre Interessen ernst nimmt", erklärte Bertelsmann-Expertin Anja Langness. Politik müsse jungen Menschen "zuhören und sie einbeziehen". Nötig sei "eine gesellschaftspolitische Gesamtstrategie zur Einbindung junger Menschen, um Einsamkeit zu bekämpfen und ihr Engagement zu fördern".

Die Studienverfasserinnen und -verfasser empfehlen in diesem Zusammenhang neben "bezahlbaren Freizeit- und Kulturangeboten" auch jugendspezifische kostenlose "Begegnungsräume". Dazu zählen sie Jugendzentren, Stadtteilcafés sowie spezielle "digitale Orte" zur Förderung von sozialem Austausch. Vor allem auf kommunaler Ebene sollten zudem "neue und niedrigschwellige Möglichkeiten" zur Beteiligung von Jugendlichen entstehen. Diese müssten "echte Mitgestaltung erfahren und sich als Teil der Gesellschaft erleben".

Die Untersuchung basiert auf Ergebnissen einer Befragung mit dem Titel "Jung, einsam - und engagiert?" für die Bertelsmann-Stiftung aus dem vergangenen Jahr. Demnach fühlen sich zehn Prozent der Menschen im Alter 16 bis 30 Jahren in Deutschland stark einsam, weitere 35 Prozent moderat einsam. Diese Ergebnisse wurden schon zuvor veröffentlicht. An der Umfrage nahmen im März 2024 nach Angaben der Stiftung etwa 2500 Menschen teil.

Quelle: ntv.de, sba/AFP

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