Sechsjähriger verschwunden Einsatzkräfte stellen große Suchaktion nach Arian ein
29.04.2024, 17:08 Uhr
Auch auf dem Fluss Oste wurden die Einsatzkräfte nicht fündig.
(Foto: dpa)
Für die Ermittler ist es ein "trauriger Tag". Mit Bestürzung verkündet ein Polizeisprecher, dass die großangelegte Suche nach dem sechsjährigen Arian eingestellt wird. Ab morgen beginne die Ermittlungsphase. Nach dem Jungen wird dann nur noch anlassbezogen gesucht.
Auch nach einer Woche intensiver Suche bleibt der sechsjährige Arian aus Bremervörde im Norden Niedersachsens verschwunden. Ab morgen soll die großangelegte Suche nach dem Jungen eingestellt werden, sagte Polizeisprecher Heiner van der Werp. Es werde nur noch anlassbezogen gesucht. Die Einsatzkräfte gingen nach wie vor jedem Hinweis nach, hatte es zuvor geheißen. "Alle Informationen nehmen wir ernst."
Die Polizei richtete am Montag eine neue Ermittlungsgruppe mit Experten für Vermisstenfälle ein. Ein fünfköpfiges Team in Zeven und Bremervörde koordiniere nun das Vorgehen, hieß es weiter. Statt weiter in der Fläche zu suchen, möchten die Einsatzkräfte punktuell vorgehen und gezielt Hinweisen nachgehen. Man gehe von der Einsatz- in die Ermittlungsphase über.
In den vergangenen Tagen suchten Hunderte Kräfte schon 5300 Hektar zu Land, zu Wasser und aus der Luft ab - das entspreche einer Fläche von mehr als 7500 Fußballfeldern. Täglich waren rund 800 Menschen auf der Suche, darunter auch viele Spezialkräfte mit Hunden, Pferden, Helikoptern, Drohnen, Booten und Tauchequipment. Ab morgen sei man nun nicht mehr vor Ort, sagte Sprecher van der Werp. Dies sei ein "trauriger Tag" für die Einsatzkräfte.
Man könne im Moment überhaupt nichts ausschließen, so van der Werp. Es gebe aber keinen Anhaltspunkt dafür, dass es sich bei dem Verschwinden des Jungen um ein Verbrechen handeln könne. "Wir hätten uns ein ganz anderes Ende gewünscht", sagte der Polizeisprecher nach tagelanger Suche. Am gestrigen Sonntag hätten die Einsatzkräfte noch einmal alles in die Waagschale geworfen, doch der Einsatz einer Menschenkette mit Hunderten Helfern und andere Maßnahmen brachten kein Erfolg. "Am Ende des Tages standen wir mit leeren Händen da, das macht uns unendlich traurig."
Wettlauf gegen die Zeit
Nach mehreren kalten Nächten hatte die Polizei von einer sehr ernsten Lage gesprochen. Die Einsatzkräfte gingen davon aus, dass der autistische Junge nicht auf Ansprache reagiert und sich nicht melden wird, wenn er Menschen in der Nähe bemerkt. Mit einem Feuerwerk, Luftballons, Süßigkeiten, Lautsprecher und sogenannten Skybeamern - Lichtkegel, die an den nächtlichen Himmel geworfen wurden - versuchten Helfer, die Aufmerksamkeit des verschwundenen Jungen zu bekommen. Die Hoffnung der Einsatzkräfte war, dass der Junge möglicherweise darauf reagierte.
Der Sechsjährige war am Montagabend vergangener Woche aus seinem Zuhause verschwunden - auf Socken und eher leicht bekleidet, wie die Polizei mitteilte. Sie geht davon aus, dass der Junge selbstständig weglief. Eine Überwachungskamera hatte den Jungen dabei gefilmt, wie er nach dem Verschwinden aus seinem Elternhaus in Richtung eines angrenzenden Waldes lief. Der Vater hatte sofort die Polizei alarmiert, als er bemerkte, dass das Kind nicht mehr zu Hause war.
Daraufhin durchkämmten Hunderte Einsatzkräfte das Gebiet rund um Elm-Bremervörde, dem Heimatort des Sechsjährigen. Angesichts der niedrigen Temperaturen der vergangenen Tage war die Suche laut der Polizei zu einem Wettlauf gegen die Zeit geworden.
Die Überlebenschancen seien von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich, betonte die Polizei. Es gebe vergleichbare Fälle von vermissten Kindern, die auch nach mehr als einer Woche lebend gefunden wurden. Ein Beispiel sei ein tagelang vermisster Achtjähriger aus Oldenburg. Vor zwei Jahren hatte sich das geistig behinderte Kind in einem Kanalsystem verirrt. Ein Spaziergänger hatte nach acht Tagen Suche ein leises Wimmern aus einem Kanaldeckel gehört - nur wenige Hundert Meter vom Elternhaus des Kindes entfernt. Der Junge wurde unverletzt gerettet.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa