Panorama

Brand auf Autofrachter Einsatzkräfte vor Ameland kämpfen gegen Ölkatastrophe

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Das Frachtschiff "Fremantle Highway" ist durch ein Elektroauto in Brand geraten. Die Sorge wächst, dass das Feuer nicht rechtzeitig gelöscht werden kann und es zu einem Ölunfall kommt. Auf Borkum werden Erinnerungen an Umweltkatastrophen der Vergangenheit wach.

Angesichts des brennenden Frachtschiffes vor der niederländischen Insel Ameland wächst auch an der deutschen Nordseeküste die Sorge vor einer drohenden Ölkatastrophe. Ein Ölunfall könne eintreten, wenn der Autofrachter etwa infolge großer Hitze instabil werde und sinke, sagte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), Gerd-Christian Wagner. "Insbesondere dann, wenn der Bunker betroffen ist und dann das Schweröl ausläuft."

Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums sind bislang keine Betriebsstoffe an dem Frachter ausgetreten. Das Schiff sei zur Zeit manövrierunfähig. Der deutsche Hochseeschlepper "Nordic" war zunächst in Bereitschaft, wurde aber inzwischen abgezogen. Das bestätigte ein Sprecher des Havariekommandos mit Sitz in Cuxhaven auf Nachfrage. Dem Sprecher zufolge wurde der Schlepper von dem Schiff "Fairplay-30" ersetzt. Der Schlepper fahre zur Grenze, sagte der Sprecher. Das Schiff halte sich für einen abermaligen Einsatz bereit. Der Schlepper verfügt über sogenannte Löschmonitore, die zur Brandbekämpfung genutzt werden können.

Nach Angaben der japanischen Reederei Kawasaki Kisen Kaisha ist bisher zumindest großflächig kein Öl ausgetreten. Das Unternehmen habe bislang keine Kenntnisse, dass es eine Ölverschmutzung gebe. Das teilte das Unternehmen mit Sitz in Tokio mit. Der Familie des Toten sprach die Reederei ihr aufrichtiges Beileid aus.

Durch aktuell vorherrschende Westwinde könnte ausgetretenes Öl im Katastrophenfall womöglich auch die Deutsche Bucht erreichen. Behörden in Deutschland sollten sich grundsätzlich auf so ein Szenario einstellen, sagte der SDN-Vorsitzende. Noch gebe es aber wenig Informationen zur Lage auf dem Frachter, sagte Wagner, der auch Bürgermeister der Stadt Varel in Friesland in Niedersachsen ist. "Wichtig ist, dass diese Havarie schnellstmöglich von den Behörden in den Griff bekommen wird."

Zuvor hatten bereits niederländische Umweltschützer Sorgen über große Umweltschäden geäußert. In der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste sind eigenen Angaben zufolge rund 200 Mitglieder, etwa Kommunen, Naturschutzvereine und Verbände zusammengeschlossen. Die "Fremantle Highway" ist mit knapp 3000 Autos beladen und war unterwegs von Bremerhaven nach Ägypten, als gegen Mitternacht rund 27 Kilometer nördlich der Wattenmeerinsel Ameland das Feuer ausbrach. Rettungskräfte versuchen inzwischen alles, um den Frachter zu stabilisieren und das Feuer zu löschen.

"Das wäre der Worst Case"

Ein möglicher Untergang des Autofrachters könnte auch aus Sicht des Bürgermeisters der deutschen Nordseeinsel Borkum schwere Umweltschäden zur Folge haben. "Das Schlimmste wäre, dass das Schiff sinkt und unkontrolliert Schadstoffe in das Meer gespült werden", sagte Jürgen Akkermann. Die Gefahr gehe aus seiner Sicht sowohl von den E-Autos an Bord als auch von einem möglichen Austritt von Schweröl aus. "Das wäre der Worst Case."

Akkermann lobte zugleich die Einsatzkräfte. Die Hilfe sei nach seinen Erkenntnissen schnell vor Ort gewesen. "Die Zusammenarbeit der Behörden scheint gut zu funktionieren." Die Insel Borkum ist seinen Angaben zufolge rund 50 Kilometer vom Ort der Havarie entfernt.

Auf Borkum weckt der brennende Frachter unterdessen Erinnerungen an eine Umweltkatastrophe Anfang 2019. Damals hatte das Schiff "MSC Zoe" mit 8000 Containern an Bord in der stürmischen Nordsee auf der Fahrt nach Bremerhaven 342 Container verloren. Die meisten zerbarsten beim Aufprall auf dem Wasser, in der Folge trieb tonnenweise Müll an die Strände. Betroffen waren vor allem die niederländischen Watteninseln sowie Borkum. "Die Strände sind hier massiv verschmutzt worden", sagte Akkermann. Der Aufwand, sie zu reinigen, sei erheblich gewesen. "Wir haben noch Jahre später diesen Müll bei unseren Strandreinigungsaktionen gefunden." Damals sei es allerdings um Stückgut gegangen, das man habe einsammeln können.

Quelle: ntv.de, cls/dpa

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