Nach Leichenfund nahe London Elite-Polizist wegen Mordes angeklagt
13.03.2021, 12:20 Uhr
Inzwischen besteht die Gewissheit, dass es sich bei der Leiche um die vermisste Sarah Everard handelt.
(Foto: imago images/PA Images)
Anfang März verschwindet in London eine junge Frau, am Freitag finden Beamte ihre Leiche. Heute soll der Elite-Polizist, der der Entführung und des Mordes an der 33-Jährigen verdächtig ist, dem Haftrichter vorgeführt werden. Mahnwachen für das Opfer müssen wegen Corona ausfallen.
Nach dem Fund der Leiche einer 33-jährigen Frau nahe London ist ein in Untersuchungshaft sitzender britischer Elite-Polizist offiziell wegen Mordes beschuldigt worden. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, wird dem 48-jährigen Wayne Couzens Entführung und Mord vorgeworfen. Noch im Laufe des Tages sollte er einem Richter vorgeführt werden.
Der Beamte, der einer Einheit zum Schutz von Parlamentariern und Diplomaten angehört, war am vergangenen Dienstag zunächst wegen des Verdachts auf Entführung festgenommen worden, nachdem die 33-jährige Sarah Everard spurlos verschwunden war. Später erhärtete sich der Mordverdacht gegen ihn. Ihm wird zusätzlich unsittliche Entblößung vorgeworfen.
Verschwunden seit 3. März
Entdeckt wurden die Leichenteile in einem Waldstück in der Grafschaft Kent im Südosten Englands. Die britische Polizei bestätigte am Freitag, dass es sich um die seit Tagen vermisste Everard handelte. Sie hatte am Abend des 3. März die Wohnung einer Freundin im südlichen Londoner Stadtteil Clapham verlassen und war nie bei sich zu Hause angekommen. Tagelang bat die Polizei die Öffentlichkeit um Hinweise in dem Fall.
Das Verschwinden der jungen Frau und die darauf folgende Suche schockierte und bewegte ganz Großbritannien. Der Fall löste auch eine Debatte über die Sicherheit von Frauen aus. Premierminister Boris Johnson schrieb am Donnerstag auf Twitter, er sei "schockiert und traurig". Dieses "schreckliche Verbrechen" müsse nun schnell aufgeklärt werden.
Mahnwache für Opfer verboten
Eine für heute geplante Mahnwache für Sarah Everard in London ist aus Sorge vor den rechtlichen Konsequenzen für die Teilnehmerinnen abgesagt worden. Die Initiative "Reclaim these Streets" (etwa: Erobert diese Straßen zurück) hatte unter anderem zu der Veranstaltung aufgerufen, um auf die ständige Angst von Frauen vor sexueller Belästigung und Übergriffen im öffentlichen Raum aufmerksam zu machen.
Gespräche mit der Polizei über eine Durchführung unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen seien nicht erfolgreich gewesen, teilte die Initiative per Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Uns wurde gesagt, dass jede der Organisatorinnen eine Strafe von 10.000 Pfund (11.650 Euro) riskiert, sollten die Vorbereitungen weitergehen", hieß es in der Mitteilung. Auch in anderen Städten des Landes wurden geplante Mahnwachen abgesagt. Die Veranstalterinnen riefen stattdessen nun zu einer Online-Mahnwache und zu Spenden auf.
Quelle: ntv.de, nan/AFP/dpa