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Wales verbietet Züchtigung Eltern dürfen Kinder jetzt nicht mehr schlagen

"Wir erlauben keine körperliche Bestrafung von Erwachsenen oder Tieren, daher ist es absurd, dass wir sie so lange bei Kindern genehmigt haben", sagt die Kinderschutzorganisation NSPCC zur neuen Regelung.

"Wir erlauben keine körperliche Bestrafung von Erwachsenen oder Tieren, daher ist es absurd, dass wir sie so lange bei Kindern genehmigt haben", sagt die Kinderschutzorganisation NSPCC zur neuen Regelung.

(Foto: imago images/Petra Schneider)

In Deutschland ist die körperliche Züchtigung von Kindern bereits seit dem Jahr 2000 verboten. In Wales erst seit heute - in England ist diese Art der Bestrafung sogar noch erlaubt. Der britische Landesteil erlässt eine entsprechende Regelung und weist Bedenken von Konservativen zurück.

Kinder dürfen in Wales nicht mehr von ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten geschlagen werden. Seit dem heutigen Montag ist jede Form der körperlichen Züchtigung gesetzlich verboten. Dies gilt auch für Kinder, die zu Besuch in dem britischen Landesteil sind. "Im modernen Wales ist kein Platz mehr für körperliche Bestrafung", sagte Regierungschef Mark Drakeford einer Mitteilung zufolge. Mit dem neuen Gesetz gebe es keine Grauzonen mehr. Bei Verstößen drohen Festnahmen, Verurteilungen und Eintragungen ins Strafregister.

Bisher war es in Wales zwar bereits ungesetzlich, ein Kind körperlich zu bestrafen. Aber Schläge, Puffe oder ähnliche Gewalt waren zulässig, wenn sie eine "angemessene Strafe" darstellten. Vorfälle wurden darauf überprüft, wie alt das Kind ist, ob die Züchtigung äußere Folgen hinterließ und ob ein Hilfsmittel wie ein Rohrstock oder Gürtel genutzt wurde. In England und Nordirland ist dies nach wie vor die Rechtslage, in Schottland hingegen wurde jede körperliche Züchtigung 2020 abgeschafft. Dem britischen "Guardian" zufolge fordern nun mehrere Kindeswohlorganisationen England dazu auf, ebenfalls eine solche Regelung zu beschließen. In Deutschland ist es seit 2000 gesetzlich verboten, Kinder gewaltsam zu bestrafen.

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Die Kinderschutzorganisation NSPCC begrüßte die walisische Änderung. "Bisher waren Kinder die einzige gesellschaftliche Gruppe, die unter bestimmten Umständen geschlagen werden durfte", sagte NSPCC-Vertreterin Viv Laing. "Wir erlauben keine körperliche Bestrafung von Erwachsenen oder Tieren, daher ist es absurd, dass wir sie so lange bei Kindern genehmigt haben."

Die walisische Regierung bezeichnete das Gewaltverbot als "historisch". Wie der "Guardian" berichtet, stammt die vorherige Regelung noch aus dem viktorianischen Zeitalter, also aus dem 19. Jahrhundert. Befürchtungen von Konservativen, dass Eltern sich jetzt untereinander überwachen würden, wies Ministerin Julie Morgan zurück: Darum gehe es nicht, viel mehr sei "das Aufpassen auf Kinder eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe".

Quelle: ntv.de, tsi/dpa

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