Pakistaner erpressten Landsleute Ermittler heben Schleuserring aus
11.01.2017, 16:07 Uhr
Flüchtlinge trotz der verstärkten Kontrollen über die europäischen Grenzen zu schleusen, ist ein lukratives Geschäft.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ihre Gier wird den Schleppern zum Verhängnis: Mit den Tausenden Euro, die Menschen für ihre Flucht von Pakistan bis nach Europa bezahlen, sind sie nicht zufrieden und halten ihre Opfer gefangen, um mehr zu erpressen. Doch die wenden sich an die Polizei.
Ein internationaler Schleuserring ist in Deutschland und Italien aufgeflogen. Die Bande bestehe aus mehreren Pakistanern, die Dutzende Menschen aus ihrem Herkunftsland über die Balkanroute geschmuggelt hätten, teilte die italienische Polizei mit.
Zwei Verdächtige wurden in Italien und im Raum Erfurt zeitgleich festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft Hof bekanntgab. Sie leitet das Ermittlungsverfahren. Den Männern wird neben Schleusung auch erpresserischer Menschenraub vorgeworfen.
Im April vergangenen Jahres habe - so die italienische Polizei - ein Mann aus Pakistan ausgesagt, dass er von Landsleuten in einer Wohnung in Belgrad gefangen gehalten worden war. Er sei nur nach Zahlung von 6000 Euro freigelassen worden - zusätzlich zu den 2000 Euro, die er für seine Flucht nach Deutschland bereits bezahlt habe.
Der Hofer Staatsanwaltschaft zufolge besteht der Verdacht, dass damals zwei Personen von der Schleusergruppe gegen ihren Willen vorübergehend festgehalten wurden, um von Verwandten noch mehr Geld zu erpressen. Die ursprünglichen Hinweise zu dem Verfahren waren bei den oberfränkischen Polizeibehörden zusammengelaufen, deshalb leitet die Hofer Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Wer genau sich dort gemeldet hatte, gab ein Sprecher jedoch nicht bekannt.
Grenzbeamte bestochen
Insgesamt gerieten so in Italien und Deutschland jeweils drei Verdächtige ins Visier der Ermittler, zwei davon wurden verhaftet. Wie die italienische Polizei mitteilte, wohnte der Kopf der Bande in Italien in Macerata südlich von Ancona.
Die Bande soll mehrere Dutzend Pakistaner nach Deutschland und nach Frankreich geschmuggelt haben, nachdem diese zwischen 3000 und 8500 Euro bezahlt hatten. Die Route führte mit Autos und Zügen von der Türkei über Griechenland, Mazedonien, Serbien, Österreich und Ungarn. Um Frankreich zu erreichen, sei die Bande über Italien gegangen. Über die Grenzen ging es teils kilometerlang zu Fuß.
In einigen Fällen sollen die Verdächtigen auch Grenzbeamte bestochen haben. Zur Vorbereitung der Operation gab es nach Angaben der Hofer Ermittler mehrere Treffen auf staatsanwaltlicher und polizeilicher Ebene, an denen auch serbische und italienische Behörden teilnahmen.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa