"Dunkle Tage für unser Land" Ermittler sehen bei getötetem Polizisten Mordmerkmal erfüllt
22.08.2025, 17:02 Uhr Artikel anhören
Blumen und Kerzen stehen am Tatort.
(Foto: picture alliance/dpa)
Polizisten deutschlandweit trauern um ihren in Völklingen erschossenen Kollegen, einen jungen Vater. Bei einer Pressekonferenz erfährt die Öffentlichkeit weitere Einzelheiten zum 18 Jahre alten Tatverdächtigen. Der saarländische Innenminister ringt um Fassung.
Beim Tatverdächtigen im saarländischen Völklingen, der einen Polizisten getötet haben soll, handelt es sich den Ermittlern zufolge um einen 18-jährigen in Deutschland geborenen deutsch-türkischen Staatsangehörigen aus dem Regionalverband Saarbrücken. Über den Mann würden keine polizeilichen Erkenntnisse vorliegen, sagte Landespolizeivizepräsidentin Natalie Grandjean. Der Mann habe bei dem Schusswechsel mit der Polizei "zwei Körpertreffer" erhalten und befinde sich in medizinischer Versorgung. Er sei nicht lebensbedrohlich verletzt.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen Mordes gegen den Verdächtigen. Nach derzeitigem Stand sei davon auszugehen, dass er auf insgesamt drei Polizisten schoss, um nicht als Täter für den vorherigen Tankstellenüberfall identifiziert zu werden, sagte Oberstaatsanwalt Christian Nassiry in Saarbrücken. Damit sei in einem Fall das Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht gegeben. Ein 34 Jahre alter Polizeibeamter wurde getötet.
Außerdem wird dem Verdächtigen zweifacher versuchter Mord sowie besonders schwerer Raub wegen des vorherigen Tankstellenüberfalls vorgeworfen. Der Tatverdächtige habe den Überfall mit einem Messer begangen und dabei einen niedrigen dreistelligen Betrag erbeutet, sagte Grandjean. Gegen den 18-Jährigen sei Haftbefehl erlassen worden. Er bleibe wegen seiner Verletzungen aber zunächst noch im Krankenhaus, so Grandjean.
Der Polizeioberkommissar war am Donnerstagabend in Völklingen bei einem Einsatz nach einem Tankstellenüberfall erschossen worden. Er hatte den mutmaßlichen Räuber mit zwei Kollegen zu Fuß verfolgt, beim Gerangel entriss der Täter einem Beamten die Dienstwaffe und schoss. Der 34-Jährige erlag den Verletzungen. Der tatverdächtige 18-Jähriger wurde verletzt festgenommen.
Jost den Tränen nahe
"Gestern und heute sind dunkle Tage für unser Land und unsere Polizei", sagte Landesinnenminister Reinhold Jost. Man stehe "in Trauer, Fassungslosigkeit und Anteilnahme" an der Seite der Angehörigen. Jemand habe zu ihm gesagt: "Das ist die schreckliche Seite des schönsten Berufs der Welt." Jost war bei der Pressekonferenz den Tränen nahe.
Auch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zeigte sich betroffen. "Das Saarland trauert, wir alle trauern", sagte sie. "Ein junger Polizist wurde mitten aus dem Leben gerissen - im Dienst", sagte Rehlinger. "Es ist gestern schon ein furchtbarer Moment gewesen und nichts davon war heute Morgen besser zu ertragen." In der Staatskanzlei liege ein Kondolenzbuch aus.
Landespolizeipräsident Thorsten Weiler sagte, er kenne sowohl den getöteten Simon B. als auch seinen Vater. "Die saarländische Polizei durchlebt seit gestern eine ihrer dunkelsten Stunden. Wir sind alle zutiefst betroffen von den Ereignissen und in Gedanken bei Simon, bei seiner Familie, bei seinen Kolleginnen und Kollegen." Der Getötete habe eine Ehefrau, seine Kinder seien im Kindergarten- und Grundschulalter.
Trauer in Völklingen
In der viertgrößten Stadt des Saarlandes wird am Tag nach der Tat getrauert. Vor der Tankstelle steht ein großer Blumenkranz mit weißen Rosen. An der Polizeidirektion in Völklingen stehen Dutzende weiße und rote Kerzen. Blumen sind an die Hauswand gelehnt, auf jeder Treppenstufe bis zur Eingangstür liegen in Plastik und Papier verpackte Blumen sowie brennende rote Trauerkerzen.
Deutschlandweit erinnern Polizeistellen unter dem Hashtag "#einervonuns" und mit Trauerflor an Fahrzeugen an ihren in Völklingen getöteten Kollegen. In sozialen Medien werden graue Bilder von Polizeiautos und -logos gepostet. "Wir trauern um unseren saarländischen Polizeikollegen", schreibt etwa das Polizeipräsidium Westpfalz auf Whatsapp.
Auch Polizeipräsidien aus anderen Regionen, etwa aus Bayern, dem Norden, Frankfurt und Nordrhein-Westfalen, fügten ihrem Profilbild auf Whatsapp ein schwarzes Trauerband hinzu. Viele posteten ein Foto der Polizei Saarland mit einem Schwarz-Weiß-Foto eines Streifenwagens.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa