Panorama

Eigene Akzente von Anfang an Leo XIV. wird kein Franziskus II.

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Leo XIV. wirkte ergriffen und gleichzeitig entschlossen.

Leo XIV. wirkte ergriffen und gleichzeitig entschlossen.

(Foto: AP)

Überraschend schnell einigen sich die Kardinäle auf den neuen Papst Leo XIV. Der ist offenbar der Konsenskandidat, den die katholische Kirche gerade braucht. In seinen ersten Worten im neuen Amt lässt sich erahnen, was sein Pontifikat prägen könnte.

Als Robert Francis Prevost als neuer Papst Leo XIV. um 19.23 Uhr auf den Mittelbalkon des Petersdoms tritt, sind gerade einmal 70 Minuten vergangen, seit weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufgestiegen ist. Im vierten Wahlgang hat der US-Bürger, der Augustinermönch, der einige Jahre seines Lebens in Peru verbracht hat, die Mehrheit der 133 wahlberechtigten Kardinäle überzeugt.

Vor dem Konklave hatte kaum jemand damit gerechnet, dass es eine so schnelle Entscheidung geben würde. Doch der weltoffene und weltgewandte Prevost fand offenbar im Kardinalskollegium schnell Zustimmung.

Warum das Konklave in dem 69-Jährigen das neue Oberhaupt für die 1,4 Milliarden Mitglieder der römisch-katholischen Kirche sah, wird deutlich, als Papst Leo XIV. sich erstmals an die Menschen auf dem Petersplatz wendet. In seiner Rede, während der Leo immer wieder mit Tränen der Rührung ringt, macht der neugewählte Papst vermutlich bereits einige wichtige Punkte seines Pontifikats deutlich.

Reverenz an den Vorgänger

Während viele Menschen auf dem Petersplatz einfach nur glücklich wirken, viele winken in die Kameras, steht Leo XIV. in etwas prachtvollerem Ornat als sein Vorgänger auf dem Balkon. "Friede sei mit euch allen", sind seine ersten Worte.

Zunächst spricht Leo XIV. italienisch, später auch einige Sätze spanisch und wendet sich damit besonders an seine Heimatgemeinde in Peru. Leo XIV. grüßt seine "liebe Diözese in Chiclayo" und dankt der dortigen Glaubensgemeinschaft dafür, dass sie ihn auf seinem Weg begleitet habe. 2015 hatte ihn Papst Franziskus zum Bischof von Chiclayo, einer Diözese im Norden des Landes, ernannt. Prevost hat auch die peruanische Staatsbürgerschaft.

Leo XIV. erinnert an den letzten öffentlichen Auftritt von Papst Franziskus am Ostersonntag, an dessen zuletzt "schwache, aber immer mutige" Stimme, als er der Welt den Segen "Urbi et Orbi" spendete. Leo XIV. sagt, er wolle an diesen Segen anknüpfen.

"Gott liebt dich"

Dabei entscheidet sich der neue Papst für einfache theologische Botschaften: "Gott liebt dich", "Wir sind alle in Gottes Hand", sagt er. "Gott liebt uns alle und das Böse wird nicht siegen", fährt er fort. "Lasst uns ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und einander, vorwärtsgehen."

Die katholische Kirche müsse eine Kirche sein, die Brücken baue und Dialog herstelle. Er appelliert an die Gläubigen: "Helft auch ihr uns, mit Dialog und Begegnung die Brücken zu bauen, um ein einziges Volk zu sein, um Frieden zu haben."

Beobachter der Papstwahl sehen in Leo XIV., der fünf Sprachen spricht und zuletzt Präfekt des Dikasteriums für Bischöfe war, den Konsenskandidaten, den die katholische Kirche jetzt braucht. Und Leo XIV. erwähnt ausdrücklich Frauen und Männer, auch wenn er sich in der Vergangenheit gegen das Priesteramt für Frauen ausgesprochen hat, ebenso wie die missionarische Arbeit, der auch er sich über weite Teile seines Lebens verschrieben hat. Mitte der 1980er Jahre war er als Missionar nach Peru gegangen.

Vielleicht ein Friedenspapst

Sein Angebot richtet er ausdrücklich an alle, "die unsere Nächstenliebe, unsere Gegenwart, unseren Dialog und unsere Liebe brauchen". Wird er Franziskus' vorsichtigen Reformkurs fortsetzen oder wieder einen konservativeren Weg einschlagen? Das lässt sich nach diesem Tag noch nicht wirklich sagen.

Doch Leo XIV. hat definitiv eine Idee, was er als Papst bewirken will. Er stellt sich eindeutig in eine Linie mit seinem Vorgänger, zeigt sich nahbar und zugänglich. Seine Namenswahl könnte zudem für eine Agenda sprechen, die Friedensbemühungen zu intensivieren, die Franziskus zuletzt unternommen hatte. Das Pontifikat seines Namensvorgängers, Leo XIII. (1878-1903) ging als besonders politisch in die Geschichte ein. "Leo XIII. war ein großer Staatsmann, der Friedensvermittlungen begonnen hat", sagte der Augsburger Kirchenhistoriker Jörg Ernesti. "In seiner Amtszeit vermittelte der Heilige Stuhl elf Mal in internationalen Konflikten."

"Der Friedensgruß des auferstandenen Christus solle die Herzen durchdringen, alle Menschen erreichen, alle Völker und die ganze Erde", sagt Leo XIV. nach der Begrüßung. Und vielleicht meint er es ernst.

Quelle: ntv.de

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