Waldbrand wälzt auf Athen zu "Es ist eine Katastrophe, die Leute haben Angst"
12.08.2024, 18:57 Uhr Artikel anhören
Die Athen nahegelegene Stadt Marathon ist schon evakuiert.
(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)
Die Waldbrände in Griechenland rollen auch auf die Hauptstadt Athen zu. In einigen Vororten haben sie schon schwarze Wände und verkohlte Dächer hinterlassen. Die Anwohner blicken mit Sorge auf die herannahende Feuerwalze.
Dichte Rauchschwaden hängen über dem Berg Penteli am nordöstlichen Stadtrand von Athen. Seine Steinbrüche lieferten einst den berühmten Pentelischen Marmor für die Akropolis und andere antike Bauwerke in der griechischen Hauptstadt. Nun steht der 1109 Meter hohe Berg in Flammen und der riesige Waldbrand breitet sich immer weiter aus.
Die nahegelegene Stadt Marathon und mehrere Orte in der Umgebung wurden bereits evakuiert. An den Straßen, die aus der historischen Stadt hinausführen, haben die Häuser schwarze Wände und verkohlte Dächer. "Es ist eine Katastrophe", sagt die Sozialarbeiterin Maria Kanavaki aus Marathon. "Alles ist verbrannt. Die Leute haben Angst. Und was ist mit dem Wasser? Werden wir genug Wasser haben?", fragt sich die 55-Jährige.
Kanavaki erinnert sich noch gut an eine Brandkatastrophe mit mehr als hundert Toten im nahegelegenen Küstenort Mati vor sechs Jahren. Einige der Opfer waren damals auf der Flucht vor den Flammen in ihren Autos verbrannt. Viele Menschen seien heute noch traumatisiert, sagt Kanavaki. "Sie weinen noch immer. Es ist also nicht leicht, sich all dem noch einmal zu stellen. Ich mache mir Sorgen um die Menschen."
"Feuerwehrleute machen ihre Sache sehr gut"
Zwei Freiwillige haben sieben Katzen ins Kulturzentrum von Marathon gebracht. Die Behörden hätten ihn gebeten, bei der Rettung der Tiere zu helfen, sagte der Lieferfahrer Ivan Mahmood. Die meisten Besitzer seien ältere Frauen und Männer ohne Auto - und damit auch ohne Fluchtmöglichkeit. "Sie stehen unter Schock, wollen aber nicht weg", berichtet der 27-Jährige aus der Ortschaft Nea Makri an der Küste.
Im Ort Penteli, einem Athener Vorort auf der anderen Seite des gleichnamigen Berges, betet Mariana Papathanasi, dass ihr Haus und ihre Stammtaverne verschont bleiben. Einige Häuser seien schon abgebrannt, berichtet die 49-jährige Supermarktangestellte. Eine Kinderklinik und ein Militärkrankenhaus in Penteli wurden nun auch noch evakuiert.
Auch über dem Ort Dione hängt beißender Rauch. Die Flammen haben mehrere Autos erfasst. Anwohner berichten, sie seien gerade noch rechtzeitig geflohen, bevor das Feuer ihre Häuser erreicht habe. Die Flammen haben die Wände mehrerer Wohnhäuser geschwärzt.
Die griechische Feuerwehr ist seit Sonntagnachmittag mit Hunderten Feuerwehrleuten, Löschflugzeugen und Hubschraubern im Einsatz, konnte die auf Athen zurasende Feuerwand bisher aber nicht stoppen. Vor allem der starke Wind, der die Flammen vor sich hertreibt und immer weiter ausbreitet, macht ihnen zu schaffen. "Die Feuerwehrleute machen ihre Sache sehr gut", sagt die Verkäuferin Papathanasi aus Marathon. "Sie sind die ganze Zeit bei uns, den Menschen vor Ort."
Auch weiter oben am Berg, an der Straße nach Nea Makri, haben die Flammen schon Bäume und Sträucher verschlungen und am Boden nur schwarze Erde hinterlassen. Der 53-jährige Christoforos, der für die Freiwillige Feuerwehr in Penteli im Einsatz ist, macht sich um Nea Makri große Sorgen: Zwei große Feuerfronten könnten in dem Küstenort aufeinandertreffen.
Quelle: ntv.de, Anna Maria Jakubek, AFP