Warnung für die Ostsee "Es zeichnet sich die schlimmste Sturmflut seit 20 Jahren ab"
19.10.2023, 13:56 Uhr Artikel anhören
Die Menschen an den deutschen Küsten müssen sich auf stürmische Stunden und Tage einstellen: Starke Windböen und auch Sturmfluten drohen, gar die schlimmste Sturmflut seit Jahrzehnten. Für das Wochenende stellt ntv-Meteorologe Björn Alexander Wetterbesserung in Aussicht, doch bis dahin bleibe die Gefahrenlage sehr angespannt.
ntv.de: Wie ist die Wetter- und Sturmsituation an Nord- und Ostseeküste?
Björn Alexander: Bis einschließlich Samstag bleibt die Lage im Norden unseres Landes sehr angespannt. Hauptgrund ist der Wind, der über Tage sehr stürmisch unterwegs ist. Hierbei drohen insbesondere an Nord- und Ostsee Böen um oder über 100 km/h. Sogar Orkanböen bis über 120 km/h sind über dem offenen Wasser nicht auszuschließen.
Wie kommt es, dass an der Ostsee eine Sturmflutgefahr besteht und an der Nordsee vor Niedrigwasser gewarnt wird?
Normalerweise stürmt es so intensiv eigentlich nur aus westlichen bis südwestlichen Richtungen. Daher rührt das übliche Bild, dass es Sturmflutgefahr an der Nordsee gibt. Zudem sind solche Sturmereignisse oftmals verbunden mit mehr oder weniger rasch durchziehenden Tiefs.
Das ist jetzt wohl anders, oder?
Jetzt baut sich ein enormer Luftdruckunterschied zwischen Skandinavien-Hoch "Wibke" und den Tiefs "Viktor" und "Wolfgang" auf, die sich von Westeuropa nach Deutschland verlagern. Die Folge ist ein drastisch zunehmender Wind aus Ost, der das Wasser von der offenen Ostsee in Richtung Küsten treibt.
Inwiefern ist dieser Sturm ungewöhnlich? Oder ist es einfach ein normaler Herbststurm?
Vor allem die Dauer sowie die Ausprägung des Sturmereignisses in puncto Windrichtung und -stärke sind hier in den Vordergrund zu stellen. Das kommt nur äußerst selten in der Qualität vor, was sich in den Wasserstandsprognosen widerspiegelt.
Wie gravierend könnte das Hochwasser an der Ostsee ausfallen? Von welchen Pegelständen sprechen wir da?
Schlussendlich zeichnet sich für die Nacht von Freitag auf Samstag eine der schwersten Sturmfluten seit 1995, also über 20 Jahren ab. Zum Teil liegen die Vorhersagen bei an oder sogar etwas über zwei Meter über dem mittleren Wasserstand. Das ist für die Ostsee absolut außergewöhnlich! Die Gefahrenlage bleibt bis etwa Samstagmittag sehr angespannt.
Wann wird der Peak des Sturms erwartet?
Den Höhepunkt des Sturms wird es voraussichtlich am Freitag geben, bevor anschließend das Maximum der Sturmflut folgen wird.
Ab wann kann man im Norden wieder mit besserem Wetter rechnen?
Die weiteren Aussichten gestalten sich zwar weiterhin wechselhaft. Aber das Schlimmste in Sachen Sturm, Sturmflut und Dauerregen ist am Sonntag durch, und in der neuen Wetterwoche bekommt die Sonne auch wieder ein paar zögerliche Anteile am Himmel zurück.
Wie sieht es wettertechnisch im großen Rest Deutschlands aus?
Zuerst einmal ebenfalls wenig erbaulich. Am Freitag verbreitet trüb und häufig nass. Einzig im Süden Bayerns donnert der Föhn teilweise mit Orkanstärke über die Gipfel der Alpen und sorgt immerhin für zeitweiligen Sonnenschein. Dazu im Norden und Osten nur 6 bis 9 Grad, im Süden und in der Mitte 13 bis 18, am Alpenrand mit Föhn bis 21 Grad.
Was bringt uns das Wochenende?
Am Samstag ist es in einem Streifen zwischen Baden-Württemberg und der Oder freundlicher und meistens trocken. Ansonsten dominieren nach wie vor die Wolken mit Schauern. Dabei wird es auch im Norden milder mit Höchstwerten zwischen 13 und 19 Grad. Der Sonntag verläuft im Süden und Osten öfter schön, während es ansonsten unbeständiger weitergeht. Bei einem teilweise lebhaften Südwestwind gibt es im Bergland um 10, sonst 12 bis 18 Grad.
Und nächste Woche?
Am Montag erwartet uns nochmal ein Highlight aus der Kategorie des Oktober der goldenen Art. Nach Frühnebel gibt es nämlich vielfach viel Sonne und lediglich ganz im Norden sind noch mehr Wolken unterwegs. Die Temperaturen erreichen 13 bis 19 Grad. Und auch anschließend bleibt es mild, zum Teil allerdings wieder zunehmend nass und windig.
Quelle: ntv.de