Tui-Jugendstudie veröffentlicht Europas Jugend eint die Demokratieskepsis
04.05.2017, 13:07 Uhr
		                      Friedensbewegt: Jugendliche beim "Walk of Peace" in Berlin 2015.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie stehen Jugendliche und junge Erwachsene zu Demokratie und EU? Das ist für Studienmacher besonders interessant in Zeiten von Europa-Verdruss und Demokratiekritik. Eine Erhebung zeigt, dass auch die Jugend zweifelt.
Nur rund die Hälfte der jungen Menschen in den bevölkerungsreichsten EU-Ländern sowie Griechenland sieht die Demokratie als die beste Staatsform an. 52 Prozent der Befragten sind von ihr voll überzeugt, wie eine Jugendstudie des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Tui-Stiftung ergab. Die Studie wurde in Berlin veröffentlicht. Für mehr als ein Viertel (26 Prozent) ist Demokratie nicht besser als andere Staatsformen. 9 Prozent glauben an bessere Alternativen, der Rest gab keine Antwort auf die Frage.
Am wenigsten sind die 16- bis 26-Jährigen in Frankreich (42 Prozent) und Polen (42 Prozent) von der Demokratie überzeugt, gefolgt von Italien (45 Prozent). In Griechenland, der Wiege der Demokratie, schneidet die Staatsform mit 66 Prozent am besten ab. Die jungen Menschen in Deutschland haben mit 62 Prozent Zustimmung das zweithöchste Vertrauen in eine demokratische Regierung.
EU wird nur als Wirtschaftsbündnis gesehen
Befragt wurden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch nach ihrer Meinung zur Europäischen Union. 76 Prozent gaben an, die EU sei für sie in ihrem Kern ein Wirtschaftsbündnis. Nur 30 Prozent der Teilnehmer in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien, Polen und Griechenland sahen in der EU auch ein Bündnis mit gemeinsamen kulturellen Werten.
"Ein Europa, dessen Wert vor allem in den Vorteilen des Binnenmarkts gesehen wird, droht austauschbar und beliebig zu werden", erklärte der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, Thomas Ellerbeck. Er rief Politiker und alle anderen "gesellschaftlichen Akteure" dazu auf, über "die gemeinsamen Werte Europas" zu diskutieren. "Die wertebasierten Bindekräfte Europas wurden lange Zeit für selbstverständlich gehalten." Dies gelte heutzutage nicht mehr.
Rund ein Fünftel für EU-Austritt
Mehr als jeder dritte Befragte (38 Prozent) wünscht sich außerdem, dass die EU wieder Macht an nationale Regierungen abgibt. In Griechenland (60 Prozent) und Großbritannien (44 Prozent) ist diese Meinung besonders verbreitet. In Deutschland sieht das anders aus: Hier sind nur 22 Prozent der jungen Menschen für eine solche Rückübertragung.
Für einen Austritt ihrer Länder aus der EU spricht sich trotzdem nur ein Fünftel (21 Prozent) aus. In Griechenland sind es 31 Prozent, in Polen 22 Prozent und in Frankreich 19 Prozent. In Deutschland und Spanien liegt der Anteil bei zwölf Prozent.
Der von der Stiftung hinzugezogene Experte Marcus Spittler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung warnte davor, die Ergebnisse der Studie für eine "generelle Jugendschelte" zu nutzen. Prinzipiell unterstützten junge Erwachsene die "europäische Idee", sie hinterfragten aber "spezifische Politiken und institutionelle Arrangements".
Nach Angaben der Tui-Stiftung befragte YouGov die 6000 Teilnehmer zwischen dem 16. Februar und dem 3. März online. Für jedes Land wurden die Befragten demnach repräsentativ gewichtet.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP/dpa