Schüler geschlagen und getreten?Ex-Schulleiter bestreitet Misshandlungen

Der ehemalige Leiter einer Grundschule soll mehrere Schüler mit Tritten und Schlägen misshandelt haben. Vor Gericht wehrt sich der Lehrer gegen die Anschuldigungen. Die Mehrzahl der Schüler, die Vorwürfe erhoben haben, seien "verhaltensauffällig", so der 45-Jährige.
Er soll Schüler geschlagen, getreten und an den Ohren gezogen haben: Vor dem Amtsgericht Cottbus hat der Prozess gegen einen ehemaligen Schulleiter aus dem brandenburgischen Forst begonnen. Die Staatsanwaltschaft Cottbus wirft dem 45-Jährigen Körperverletzung in 20 Fällen vor. Sieben Kinder der Grundschule in der Kleinstadt Forst seien von September 2015 bis März 2017 betroffen gewesen.
Der Angeklagte soll in der überwiegenden Zahl der Fälle den Schülern auf den Hinterkopf geschlagen haben. Vereinzelt soll es auch zu Schlägen ins Gesicht und zu Tritten gekommen sein, wie das Amtsgericht mitteilte. Die Verteidigung beantragte zu Beginn des Prozesses die Einstellung des Verfahrens. Die Vorwürfe zu Tatort und Tatzeit seien unkonkret und unpräzise, argumentierte sie.
Zu Prozessbeginn schilderte der Angeklagte ausführlich seine Sicht der Dinge und wies dabei die Misshandlungsvorwürfe entschieden zurück. "Es gab keinen Tritt, es gab keinen Schlag auf den Hinterkopf", sagte er vor Gericht. Zudem habe niemand von den Eltern ein Gespräch mit der Schule gesucht, als die Vorwürfe bekannt wurden. Gleichzeitig räumte der 45-Jährige einen Vorfall ein, bei dem er einen Schüler habe zurückholen wollen, der unerlaubt den Unterricht verlassen hatte. Er sei dem Jungen nachgegangen und habe ihn an der Schulter angefasst. In diesem Augenblick habe sich der Schüler umgedreht und sei "mit seiner Hand kollidiert", wie der Angeklagte es beschrieb.
Verteidiger wollen externe Sachverständige anhören
Der Lehrer für Sport und Naturwissenschaften beschrieb fast alle Schüler, die Vorwürfe gegen ihn erhoben haben, als "verhaltensauffällig". Einige von ihnen seien sozialpsychologisch betreut worden, unter anderem in einem Sozialpädiatrischen Zentrum zur Früherkennung und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit drohenden oder manifesten Entwicklungsstörungen. Auf die Frage, ob die Einrichtung mit den Schülern überfordert gewesen sei, sagte der ehemalige Schulleiter: "Manchmal schaukeln sich Sachen einfach hoch."
Der Prozess könnte länger dauern: Die Verteidigung hat das Hinzuziehen externer Sachverständiger beantragt, die die protokollierten Aussagen der Kinder zu den Vorwürfen auswerten sollen. Das könnte Monate dauern. Die Kinder machten nach Angaben der Verteidigung in den Vernehmungen widersprüchliche Aussagen, zudem seien auf Forschungen basierende Standards für die Vernehmung von Kindern nicht eingehalten worden.
Bei der Einrichtung in Forst handelt es sich um eine Grundschule in freier Trägerschaft. Etwa 65 Schüler lernen dort gegenwärtig. Für den Prozess wurden zunächst vier Verhandlungstermine angesetzt.