Wissenschaftler mit ForderungenExperten warnen vor Corona-Fakes

Falschmeldungen und Behauptungen sind gerade in einer Pandemie gefährlich, weil sie Ängste schüren und Menschen zu bedrohlichen Handlungen animieren. Wissenschaftler legen nun Empfehlungen vor, die im Kampf gegen Corona-Fake News helfen sollen.
Ein interdisziplinäres Kompetenzzentrum von Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hat Empfehlungen für den richtigen Umgang mit Corona-Fake-News gegeben. Das Kompetenzzentrum "Public Health Covid-19" vertritt Tausende Wissenschaftler und warnt eindringlich vor der Gefahr von kursierenden Falschmeldungen, die sich vor allem im Internet ausbreiten.
Falschmeldungen sind laut ihrer Definition "falsch, manipulierte und verzerrte Aussagen zu Covid-19, die keine satirische oder parodistische Absicht verfolgen". Mit ihrem Positionspapier möchten die Wissenschaftler aus insgesamt 25 Fachgesellschaften und Verbänden vor allem auf zwei wichtige Folgen von Fake News hinweisen. So erklären die Experten: "Falsche Nachrichten über vermeintliche 'Heilmittel' können Menschen zu gefährlichen Handlungen motivieren, die ihnen selbst oder anderen schaden können wie etwa, Desinfektionsmittel zu trinken." Solche Behauptungen haben beispielsweise in den USA dazu geführt, dass zahlreiche Menschen Desinfektionsmittel zu sich nahmen oder es sich spritzten. Anschließend mussten diese Personen in Krankenhäusern behandelt werden.
Gefahr für Eindämmungsstrategien
Außerdem merken die Wissenschaftler an, dass das Verhalten der Medienkonsumenten bei der Pandemie-Bekämpfung entscheidend sei. "Viele verhaltenspräventive Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie funktionieren nur, wenn sie von einem möglichst großen Teil der Bevölkerung umgesetzt werden. Falschnachrichten können das Vertrauen in solche Maßnahmen und die Institutionen, die sie einführen und durchsetzen sollen, untergraben, ihre Umsetzung gefährden und so die Kontrolle des Infektionsgeschehens behindern", heißt es in dem Positionspapier.
Nicht zuletzt ist das auch der Nährboden für Verschwörungstheorien, die aktuell verstärkt im Umlauf sind. Außerdem könnten falsche Behauptungen über mögliche Heilmittel nach Angaben der Wissenschaftler falsche Hypes inszenieren: "Viele unwahre Aussagen mit teils fatalen Folgen haben ihren Ursprung in sozialen Medien, etwa der Hype um das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin".
Falschnachrichten kommen demnach in allen Medien vor, richten Schaden an, beziehen sich häufig auf Regierungen und internationale Organisationen. Sie werden durch die Social Media Plattformen nicht konsequent gelöscht oder richtiggestellt. Das Richtigstellen von Falschnachrichten ist laut den Experten vermutlich eine wirksame Maßnahme, möglicherweise aber nicht bei allen Zielgruppen. Das Richtigstellen sollte ihrer Meinung nach trotzdem gestärkt und unterstützt werden. Diese Korrekturen sollten von unabhängigen wissenschaftlichen und journalistischen Institutionen vorgenommen werden. Die Experten fordern deshalb eine einheitliche nationale Strategie gegen Fake News.
Vor einigen Tagen erst hatten mehr als 100 Wissenschaftler und Ärzte in einem offenen Brief vor den Gefahren von falschen Meldungen rund um die Coronavirus-Pandemie gewarnt. Ein Mitunterzeichner war auch der führende Berliner Virologe Christian Drosten, der auch die Bundesregierung berät.