Schweres Unglück in Kasachstan Explosion in Bergwerk, 45 Tote
29.10.2023, 19:43 Uhr Artikel anhören
Für die hohe Totenzahl dürften die laxen Sicherheitsbestimmungen eine Ursache sein.
(Foto: dpa)
In Kasachstan sterben mindestens 45 Menschen bei einem schweren Bergwerksunglück. Nach einer Explosion breitet sich ein Feuer aus. Die Regierung ruft Staatstrauer aus und will nun die Betreiberfirma verstaatlichen.
Beim schlimmsten Minenunglück in Kasachstan seit dem Ende der Sowjetunion sind mindestens 45 Menschen ums Leben gekommen. Nach einem Bergmann werde noch gesucht, die Hoffnung auf sein Überleben sei aber gering, teilten die Notfalldienste am Abend mit. Die Regierung kündigte an, als Konsequenz aus der Explosion in der Kostenko-Mine nun die Verstaatlichung der Betreiberfirma - einer Tochter des Stahlkonzerns ArcelorMittal - voranzutreiben.
Die Explosion am Samstag hatte eine Reichweite von zwei Kilometern und löste ein starkes Feuer aus. Die Ursache des Unglücks ist noch unklar. Zum Zeitpunkt der Explosion befanden sich 252 Menschen in der Mine nahe der Stadt Karaganda. Gut 200 von ihnen konnten laut ArcelorMittal lebend geborgen werden. Nach Angaben der Behörden wurden 18 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert. 15 von ihnen würden wegen Kohlenmonoxid-Vergiftungen behandelt.
Präsident Kassym-Schomart Tokajew rief Staatstrauer aus. Im ganzen Land wurden die Flaggen auf Halbmast gesenkt. Seit dem Ende der Sowjetunion 1991 kamen in dem zentralasiatischen Land etwa 200 Bergleute ums Leben, die meisten davon in Anlagen von ArcelorMittal. Tokajew nannte den internationalen Stahlkonzern bei einem Treffen mit Angehörigen der Opfer das "schlimmste" Unternehmen in der Geschichte Kasachstans. Er kündigte die Einsetzung einer Untersuchungskommission zu dem Unglück an.
Vize-Gouverneur soll Stahlunternehmen leiten
ArcelorMittal versicherte, der Konzern werde bei der Untersuchung mit den Behörden kooperieren. Das von dem indischen Geschäftsmann Lakshmi Mittal geleitete Unternehmen stellte zudem die Zahlung von Entschädigungen in Aussicht. Tokajew kündigte an, die Zusammenarbeit mit dem in Luxemburg notierten Konzern beenden zu wollen. ArcelorMittal teilte seinerseits mit, dass kürzlich eine vorläufige Einigung über die Verstaatlichung seines kasachischen Tochterunternehmens unterzeichnet worden sei.
Laut Tokajew soll der früher für den Konzern tätige Vize-Gouverneur der Region Karaganda, Wadim Basin, die Leitung der kasachischen ArcelorMittal-Tochter übernehmen. Es war bereits das zweite tödliche Unglück in einer von ArcelorMittal in Kasachstan betriebenen Mine innerhalb von zwei Monaten. Bei einem Unfall in einem Bergwerk in derselben Region waren im August fünf Arbeiter ums Leben gekommen.
Der ArcelorMittal-Tochter wurden immer wieder Verstöße gegen Sicherheits- und Umweltauflagen vorgeworfen. Auch in vorherigen Jahren hatte es tödliche Unglücke in ihren Anlagen gegeben. So starben im Jahr 2006 auf einem Minengelände 41 Bergarbeiter. ArcelorMittal betreibt in dem rohstoffreichen Land rund ein Dutzend Bergwerke. Kasachstan ist mit seinen enormen Vorkommen an Eisen, Kohle, Öl, Gas und Uran ein wichtiger Handelspartner der EU. Aufgrund der veralteten Infrastruktur und laxer Sicherheitsstandards kommt es jedoch häufig zu Unfällen.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP