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Stausee muss abgelassen werden Extremregen führt zu "nie erlebter Ausnahmesituation" in Österreich

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Der Fluss Kamp in Niederösterreich ist bereits über die Ufer getreten. Dennoch müssen die Flutkappen des Stausees Ottenstein geöffnet und noch größere Wassermassen zugeführt werden. Tausende Freiwillige versuchen, ihre Orte zu schützen.

Das Bundesland Niederösterreich um Wien ist vom Hochwasser so stark getroffen wie nie zuvor. "Dies ist eine Ausnahmesituation, wie wir es noch nie erlebt haben", sagte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Besonders prekär war die Lage am Fluss Kamp nordwestlich von Wien. Die Stauseen im oberen Flusslauf sind randvoll, das kontrollierte Ablassen der Wassermengen lässt den Fluss im unteren Bereich immer weiter anschwellen.

Am Stausee Ottenstein im Bundesland Niederösterreich stürzen inzwischen große Wassermassen durch Hochwasserklappen in den bereits angeschwollenen Fluss Kamp. Flussabwärts wird die dramatische Hochwasserlage damit noch einmal verschärft. In mehreren Gemeinden sind die Straßen entlang des Kamps schon vorher überflutet worden. Anwohner und Tausende Freiwillige versuchen, ihre Häuser mit Sandsack-Wällen zu schützen.

Prekär ist die Lage zum Beispiel in Gars am Kamp rund 25 Kilometer östlich vom Ottensteiner Stausee. In der Ortschaft mit rund 3500 Einwohnern sind über das Wochenende bereits mehrere Dutzend Menschen in Sicherheit gebracht und Gebäude geräumt worden. Der Kamp fließt in die Donau. Der Ottenstein-Stausee liegt Luftlinie etwa 90 Kilometer Luftlinie nordwestlich von Wien.

Das Wasser werde durch die Hochwasserklappen kontrolliert abgelassen, betonte Stefan Zach, Sprecher des Energieversorgers EVN, der dort ein Kraftwerk betreibt. Schon seit Anfang der Woche wurden angesichts der Wetterlage permanent etwa 120 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus dem See abgeleitet. Es flossen aber bis zu 480 Kubikmeter pro Sekunde nach. Am Sonntag waren es noch 340 Kubikmeter pro Sekunde.

Wienfluss so hoch wie einmal in 100 Jahren

Der Abfluss durch die Hochwasserklappen war den ganzen Tag erwartet und vorbereitet worden. Es handele sich nicht um ein Überlaufen über die Staumauer, betonte Zach. Das wäre gefährlich, weil die Staumauer dabei seitlich ausgespült werden könne. Der Stausee hatte immer noch ein freies Volumen von einigen Millionen Kubikmeter Wasser. Mit dem kontrollierten Ablauf sollten plötzliche Flutwellen verhindert werden.

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Am Nachmittag ließ der seit Tagen andauernde Regen etwas nach, aber für Montag waren weitere Niederschläge vorausgesagt. "Wir spüren die Kraft der Natur, aber auch die Kraft des Miteinanders, des Zusammenhalts", sagte Mikl-Leitner. Sie bedankte sich bei tausenden Angehörigen der freiwilligen Feuerwehren, die in unermüdlichem Einsatz waren.

In der Hauptstadt Wien beruhigte deren Bürgermeister Michael Ludwig: "Wir haben in der Summe die Situation gut im Griff", sagte er. Die Situation an der Donau, dem Hauptfluss, sei stabil. Aber am Wienfluss, der von einem Rinnsal zu einem reißenden Strom wurde, war das Hochwasser so hoch, wie es statistisch nur einmal alle 100 Jahre erwartet wird. Manche Spazier- und Fahrradwege sind überflutet, stellenweise wurde der U-Bahn-Verkehr eingestellt. Sechs Menschen seien verletzt worden, überwiegend durch herabfallende Äste, sagte Ludwig. Todesfälle gab es nicht. An der Kennedybrücke am Wienfluss stieg der Pegelstand innerhalb eines Tages von 50 Zentimetern auf 2,26 Meter.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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