Nach gescheitertem FluchtversuchFall Madsen: Polizei geht von Komplizen aus

Die Haftbedingungen hätten ihn zur Flucht getrieben, teilt ein Anwalt mit. Derweil sitzt Peter Madsen, verurteilter Mörder der schwedischen Journalistin Kim Wall, in Untersuchungshaft. Er bekennt sich zu allen Anschuldigen in Zusammenhang mit seinem kurzzeitigen Ausbruch schuldig. Nur eine Sache bestreitet er.
Der wegen der Ermordung an der schwedischen Journalistin Kim Wall verurteilte U-Boot-Bauer Peter Madsen hatte bei seinem Gefängnisausbruch möglicherweise Hilfe von einem oder mehreren Komplizen. "Die Polizei glaubt, dass jemand Madsen bei seiner Flucht geholfen haben könnte", sagte der zuständige Staatsanwalt Rasmus Kim Petersen. Die Ermittler wollen dem Verdacht in den kommenden 14 Tagen nachgehen, fügte er hinzu.
Der mittlerweile wieder inhaftierte Madsen gestand den Fluchtversuch, bestritt aber den Vorwurf der Hilfe durch Komplizen, wie sein Anwalt Anders Larsen erklärte. Madsen habe "nicht die Absicht gehabt, jemandem zu schaden", fügte er hinzu. Als Grund für den Fluchtversuch nannte der Anwalt den Eindruck von Madsen, dass ihm strengere Besuchs- und Kommunikationsregeln auferlegt worden seien. "Das hat ihn zur Flucht motiviert", sagte Larsen.
Nach seiner versuchten Flucht muss Madsen für vorläufig zwei Wochen in Untersuchungshaft. Das entschied ein Richter nach einem Haftprüfungstermin hinter verschlossenen Türen in Glostrup westlich von Kopenhagen. Madsen selbst bekannte sich zu allen neuen Anschuldigungen schuldig. Ihm werden insgesamt sechs Vergehen im Zuge des aufsehenerregenden Fluchtversuchs vorgeworfen, der Dänemark am Dienstag vorübergehend in Atem gehalten hatte.
Ermittlungen gegen Fahrer
Madsen war es kurzzeitig gelungen, aus der Haftanstalt Herstedvester in Albertslund einige Kilometer westlich von Kopenhagen auszubrechen. Dort sitzt er eine lebenslange Haftstrafe für den Mord an der schwedischen Journalistin Kim Wall auf einem von ihm konstruierten U-Boot im Jahr 2017 ab. Nach wenigen Minuten hatte ihn die Polizei am Dienstag jedoch gestellt und später wieder in Gewahrsam genommen.
Die Behörden werfen dem 49-Jährigen den Fluchtversuch an sich, aber auch eine Reihe von Drohungen auf seinem Weg in die kurzzeitige Freiheit vor. Wie die Westkopenhagener Polizei sagte, wird er beschuldigt, Angestellten der Haftanstalt und später auch Polizeibeamten gedroht zu haben, im Besitz einer Bombe zu sein. Mit einer Pistolenattrappe habe er den Fahrer eines Lieferwagens bedroht. "Fahr, fahr, fahr! Wenn du nicht fährst, dann erschieße ich dich!", habe er den Fahrer angeschrien. Die Flucht sei an dieser Stelle letztlich gescheitert, als die Polizei eingetroffen sei. Am Dienstag hatte es von den Ermittlern geheißen, gegen den Fahrer werde ermittelt, vorerst gelte er jedoch nicht als Komplize.
Madsen war 2018 für den Mord an der 30-jährigen Schwedin Wall zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er sie mit sexuellem Motiv gefoltert und nach ihrem Tod zerstückelt über Bord geworfen hatte. Dass er nun in U-Haft kommt, bedeutet für ihn strengere Beschränkungen wie etwa Brief- und Besuchskontrollen und langfristig wohl auch geringere Chancen, vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen zu werden. Einen Antrag auf Bewährung können lebenslang Verurteilte in Dänemark erstmals nach zwölf Jahren stellen.