Prozess um Belästigung "Falsche Maddie McCann" in England schuldig gesprochen
07.11.2025, 15:56 Uhr Artikel anhören
Die Angeklagte hatte unzählige Male versucht, die Eltern zu kontaktieren und DNA-Tests gefordert.
(Foto: picture alliance / empics)
Der Fall der verschwundenen Maddie McCann beschäftigt Ermittler seit Jahren. Immer wieder gibt es Leute, die ihr Schicksal ausnutzen. Eine Frau, die vorgibt, das verschwundene Mädchen zu sein, wird nun verurteilt.
Sie hatte sich als das 2007 verschwundene britische Mädchen Madeleine "Maddie" McCann ausgegeben und dessen Familie jahrelang behelligt - nun ist eine Frau aus Polen der Belästigung schuldig gesprochen worden. Eine Jury in der englischen Stadt Leicester sprach die 24-Jährige zugleich jedoch von der Anklage des Stalkings frei. Eine ebenfalls angeklagte Britin wurde in beiden Anklagepunkten freigesprochen.
Die 24-jährige Polin hatte der Anklage zufolge unzählige Male versucht, die Eltern von Maddie zu kontaktieren und etwa immer wieder DNA-Tests gefordert. Sowohl Vater Gerry als auch Mutter Kate berichteten in den vergangenen Wochen im Gerichtssaal von Dutzenden Telefonanrufen durch Julia W.. Zusammen mit der Mitangeklagten tauchte sie auch unangekündigt bei deren Haus auf.
Mehrfach hätten die McCanns ihr klargemacht, dass sie nicht ihre Tochter sein könne und sie nicht mehr von ihr kontaktiert werden wollten. Als Julia W. dann versuchte, mit Maddies Schwester Kontakt aufzunehmen, verständigten die McCanns die Polizei, die sie und ihre Unterstützerin festnahm.
Höchststrafe für Belästigung
Verurteilt wurde die Frau wegen "harassment", in Deutschland entspricht das in etwa einer Verurteilung wegen Nachstellung oder allgemeiner Belästigung. Der Richterin zufolge beträgt die Höchststrafe für Belästigung sechs Monate. Julia W. sitze seit Februar in Haft. "Sie befindet sich also tatsächlich länger in Haft als die Höchststrafe", erklärte die Richterin laut PA.
Madeleine McCann verschwand im Jahr 2007 als Dreijährige bei einem Portugal-Urlaub spurlos aus der Ferienwohnung ihrer Eltern. Trotz jahrelanger Ermittlungen und großer Aufmerksamkeit durch die Medien ist ihr Schicksal ungeklärt.
Scotland Yard behandelt den Fall Maddie noch immer als Vermisstenfall. Die Eltern wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass ihre Tochter womöglich noch am Leben sein könnte. Die Staatsanwaltschaft in Braunschweig verdächtigt hingegen den verurteilten deutschen Sexualstraftäter Christian B., Madeleine getötet zu haben. Zu einer Anklage kam es bisher aber nicht. Es gilt die Unschuldsvermutung. Christian B. ist nach Absitzen einer Haftstrafe wegen Vergewaltigung inzwischen auf freiem Fuß.
Quelle: ntv.de, raf/dpa/AFP