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Zelt in Kieler Grünanlage Fall Maddie: Christian B. lebt inzwischen auf der Straße

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Christian B. im Jahr 2024 mit einem Polizisten in einem Gerichtssaal, inzwischen lebt er in Freiheit.

Christian B. im Jahr 2024 mit einem Polizisten in einem Gerichtssaal, inzwischen lebt er in Freiheit.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool)

Seine Haftstrafe hat der Sexualstraftäter Christian B. abgesessen, seit Mitte September ist er auf freiem Fuß. Allerdings wird der Verdächtige im Fall Maddie laut einem Medienbericht immer wieder angefeindet und zieht von Ort zu Ort. Jetzt ist er in einer Grünanlage in Kiel gelandet.

Christian B., der deutsche Verdächtige im Fall der verschwundenen Madeleine "Maddie" McCann, ist mittlerweile obdachlos. Dies berichtet der "Spiegel", der den 48-Jährigen in Kiel aufgespürt hatte. Am 17. September war dieser nach einer mehrjährigen Haftstrafe wegen einer Vergewaltigung aus der Haft entlassen worden.

Der mehrmals vorbestrafte Sexualstraftäter steht seit einigen Jahren im Fokus internationaler Berichterstattung, deutsche Ermittler verdächtigen ihn im Fall Maddie der Entführung und des Mordes. Das dreijährige britische Mädchen war am 3. Mai 2007 aus einer Ferienanlage in Portugal verschwunden und ist seitdem vermisst. Es gibt allerdings keine Anklage in diesem Komplex und es gilt die Unschuldsvermutung. Mit Blick auf die öffentlichen Verdächtigungen im Maddie-Komplex spricht Anwalt Friedrich Fülscher von einer "massiven Vorverurteilungskampagne".

2019 hatte das Landgericht Braunschweig Christian B. wegen schwerer Vergewaltigung einer 72-jährigen Amerikanerin in Portugal zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Seit seiner Freilassung wird er, wie der "Spiegel" berichtet, massiv von Reportern, Anwohnern und anderen bedrängt. Als er mit seinem Anwalt nach dem Freispruch gen Norden fuhr und auf einem Autohof Pause machte, wartete dort bereits ein Fotograf. Die "Bild"-Zeitung veröffentlichte ein Bild, wie er in einen Burger biss, und schrieb vom "ersten Essen in Freiheit". In Neumünster erhielt er von der Stadtverwaltung eine kleine Wohnung zugeteilt. Dies wurde jedoch schnell publik - und führte zu negativen Berichten in sozialen Medien, Nachbarn zeigten sich besorgt.

Nach neun Tagen war es mit der Wohnung vorbei. Da ihn Anwohner beschimpft und bedroht hätten, habe er die Polizei gerufen, erzählte Christian B. dem "Spiegel". Diese kam am 27. September vorbei und brachte ihn auf eine Polizeistation, wo ihn sein Anwalt abholte.

Immer wieder Proteste

Dann begann offenbar eine Odyssee. Er übernachtete in einem Zug, in einem Bed and Breakfast in Braunschweig und schließlich in einem Hotel in Kiel. Doch auch hier wurde sein Aufenthalt öffentlich, auf Instagram erschienen Posts mit seinem Foto und der Hoteladresse. Christian B. versuchte es offenbar noch in einigen anderen Hotels, die er wegen Protesten schnell wieder verließ.

Nun haben ihm "Helfer", wie er selbst sagte, ein Zelt in einer Grünanlage in Kiel aufgestellt. Zwei Polizeibeamte folgen ihm auf Schritt und Tritt, wie der "Spiegel" schreibt. Sie sollen ihn vor etwaigen Übergriffen schützen - und zugleich die Bürger vor ihm. Schließlich gilt er weiterhin als gefährlich, er muss eine Fußfessel tragen, sich regelmäßig bei den Behörden melden, und die Kieler Polizei hat ihn in ein Programm für rückfallgefährdete Sexualstraftäter aufgenommen. Die meisten dieser Straftäter würden nicht rückfällig, sagte dessen Leiter Kai Nielsen.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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