Naturschutz oder Megakonzert? Feldlerche muss Ed Sheeran weichen
02.03.2018, 07:27 Uhr
Ed Sheeran plant fünf Konzerte in Deutschland.
(Foto: REUTERS)
Im Juli will der britische Popstar Ed Sheeran 80.000 Menschen auf dem Flughafen Essen/Mühlheim einheizen. Zur gleichen Zeit würde ein seltener Vogel auf dem Gelände brüten, er soll deswegen umgesiedelt werden. Naturschützer protestieren.
Ein unter Artenschutz stehender Vogel muss für ein Konzert des britischen Popstars Ed Sheeran im Ruhrgebiet umziehen. Einem Artenschutzkonzept zufolge, das von der Stadt Essen genehmigt wurde, soll der im Gras brütende Vogel bis zum Sommer seine Nistplätze auf dem Flughafen Essen/Mülheim räumen. Zu dem ausverkauften Konzert am 22. Juli werden rund 80.000 Besucher erwartet. Mit der Umsiedlungsaktion werde bereits im März begonnen, sagte eine Sprecherin der Stadt Essen.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) protestiert gegen die Pläne. Er wirft den Veranstaltern vor, eine gefährdete Vogelart aus rein ökonomischen Gründen verscheuchen zu wollen und fordert, das Konzert abzusagen oder zu verschieben. Der Bestand des seltenen Feldvogels befinde sich seit einigen Jahren "im freien Fall", sagte Elke Brandt vom Nabu Essen/Mülheim. Von der Aktion sind nach ihrer Ansicht etwa acht bis neun Brutpaare betroffen. Angesichts einer ungebremsten Zerstörung der Brutlebensräume zählten Flughäfen noch zu den weniger werdenden Rückzugsräumen der Bodenbrüter. "Ein Umzug kann nicht erfolgreich sein", sagte Brandt.
Unter Aufsicht der zuständigen Umweltbehörden der Stadt Essen sollen auf Kosten des Veranstalters zunächst sogenannte Ausgleichsflächen in der Nähe des bisherigen Brutgebiets angelegt werden. Dort wolle man mit eigens angelegten Gras- und Blühflachen vorübergehend einen neuen Rückzugsraum für den eher unscheinbaren braun-beigen Vogel schaffen, hieß es.
Ziel sei es, den Vogel dazu zu bewegen, sein bisheriges Brutrevier auf dem Flughafengelände aufzugeben. Während der ersten Brutperiode im Frühjahr könnten die Vögel noch zwischen den beiden Brutgebieten wechseln. Vor dem geplanten Konzert werde dann die Fläche auf dem Veranstaltungsgelände kurz gemäht, sodass dem Vogel dort die Rückzugsmöglichkeiten fehlten.
Mit dem vom Veranstalter vorgelegten Artenschutzkonzept habe die geplante Großveranstaltung jedoch nur die erste Hürde genommen, betonte die Stadt Essen. Noch müssten ein Verkehrs- und ein Sicherheitskonzept genehmigt werden. Ein Sprecher des Konzertveranstalters FKP Scorpio zeigte sich zuversichtlich, dass es gelingen werde, die noch ausstehenden Genehmigungen rechtzeitig zu erhalten. Das sei ein laufender Prozess, sagte er. Alle fünf deutschen Konzerte des Sängers im Rahmen seiner aktuellen Tournee seien bereits nach kurzer Zeit ausverkauft gewesen. Neben Essen sind Auftritte in München, Berlin und Hamburg geplant.
Quelle: ntv.de, chr/dpa